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Originally posted by mr.wicked@12 Feb 2004, 19:29
Da der Printpop-Rezensent des RS, Frank Schäfer, hier im Forum unterwegs ist, könnte der doch mal eine Definition versuchen. Oder ist der Forums-Frank ein Hochstapler?
Nein, nein, ich bin schon der richtige … Zugegeben, der Begriff ist alles andere als trennscharf, aber von Eckhard Schumacher („Gerade Eben Jetzt. Schreibweisen der Gegenwart“, edition suhrkamp) und Moritz Baßler („Der deutsch Pop-Roman. Die neuen Archivisten“) gibt es jetzt akademische Versuche, den Begriff aus dem Trüben zu holen. Schumacher nennt als Merkmal die „Gegenwartsfixierung“. Pop sei die totale Gegenwart, Pop-Literatur also darauf aus, um jeden Preis zum Ausdruck zu bringen, was gegenwärtig ist, notfalls auch ohne es zu verstehen. Und was Baßler am Pop-Roman der 90er Jahre verallgemeinern zu können glaubt, paßt ganz gut dazu: die Methode des Katalogisierens und Archivierens.
Man muß das ja auch alles nicht so ernst nehmen, kann es vielmehr als Angebot verstehen, die Phänomene zumindest ein wenig zu ordnen. Zumal durch eine solche Zuordnung ja noch nichts über die Qualität eines Buches, Autors gesagt ist. Dummerweise ist Pop-Literatur zu einem Kampfbegriff geworden, bzw. war er es von Anfang an, das erschwert die unvoreingenommene Wahrnehmung natürlich enorm, und insofern verstehe ich die Animositäten (etwa von Max Goldt) gegenüber dem Begriff. Aber in dreißig Jahren wird eine durch die zeitliche Distanz abgeklärte Germanistik den Begriff als Rubrum für eine literarische Kleinstepoche verwenden (wie Expressionismus, Naturalismus etc.) und kein Mensch wird sich mehr darüber aufregen. Naja, so in etwa fürs erste …
In einem Mail-Interview habe ich mal zur Definition von Pop-Kultur etwas ironisch-klugscheißerisch folgendes geantwortet: „Sie ist das, was ich nicht verstehen muß, um Spaß daran zu haben, was ich nicht studieren muß, um es zu verstehen, und was ich nicht definieren muß, um darüber zu schreiben.“ Hilft uns das weiter?
Grüße von Frank
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