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@ 15Jugglers
Ein wirklich schönes Album wieder (* * * *), obwohl mir „Bohemian Rhapsody“ mächtig gegen den Strich geht (das Original gehört neben „Stairway To Heaven“, „Smoke On The Water“ und ähnlichen Nichtigkeiten zu den unverzeihlicheren Verbrechen des Pomp-Rock). Immerhin covert Grey nur den noch erträglichen Teil und bricht ab, bevor der operatische Kitsch-Part beginnt. Clever, mehr nicht. Ein Trick, den sie wohl bei Cat Power abgeschaut hat, die von „Satisfaction“ ja nur die Strophen sang (die freilich ungleich mehr hergeben).
@ wa
Irgendwelche fünf Alben wäre wohlfeil, aber nicht besonders sinnvoll. Bluegrass hat in den gut 70 Jahren seiner Geschichte einige stilistische Wendungen vollzogen, die man kennen/verstehen muß, um einzelne Platten goutieren zu können. Ich empfehle also
1. Aus der Frühphase unbedingt etwas vom Bluegrass-Erfinder Bill Monroe. Sämtliche Aufnahmen der 40er Jahre sind großartig, aber auch die Earl-Scruggs-Phase zeitigte sehr wichtige Aufnahmen. Ferner so gut wie alle Platten mit Kenny Baker an der Fiddle. Neben Bill Monroe & His Bluegrass Boys empfehle ich die frühen Platten (Singles vor allem) von den Stanley Brothers und von Jim & Jesse. Danach Lester Flatt & Earl Scruggs. Das reicht dann bereits in die Sechziger hinein.
2. Von den jungen Wilden der Sixties empfehle ich vor allem die Kentucky Colonels mit den Gebrüdern White sowie die ersten drei LPs der Dillards.
3. Letztere bestimmten auch den Übergang zum Bluegrass-Rock mit (sehr schön: „Copperfields“, „Wheatstraw Suite“, „Tribute To The American Duck“, „Roots And Branches“). Auch die frühen Solo-LPs von Doug Dillard fallen darunter sowie die ersten vier von Country Gazette. Alle sehr hörenswert.
4. Vom „konzertanten“ Virtuosen-Bluegrass der Seventies sind in erster Linie sämtliche LPs von The Seldom Scene aus DC zu nennen. Als Einstieg taugt alles bis zur fünften LP („Old Train“), erst ab Anfang der 80er Jahre ändert sich der Sound etwas durch Lineup-Changes (Jonathan Edwards für John Starling etc.).
5. Newgrass: hier natürlich vor allem J.D.Crowe & The New South samt Ableger. Auch die Solo-LPs von Ricky Skaggs, Tony Rice etc. sind bis ca. 1982/83 sehr gelungen. Danach kam nicht mehr viel Aufregendes: Hotmud Family, Hot Rize, Grossman Brothers, etc. – ab Ende der 80er Jahre war Bluegrass tot. Und wird seither nur noch verwaltet. Hin und wieder (alle paar Jahre) kommt noch eine gute Bluegrass-LP heraus (von den üblichen Verdächtigen wie Alison Krauss oder Del McCoury), aber auch diese Platten haben nichts mehr vom Feuer des ursprünglichen Bluegrass. Die Musiker, die heute diesen modernen, aseptischen Bluegrass spielen, sind Meister an ihren Instrumenten und haben Bügelfalten in Jeans (und Hirn), leider.
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