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@ wa / Mrs.Garthi
Tim O’Brien ist für mich inzwischen ein rotes Tuch, ähnlich wie Bela Fleck oder Jerry Douglas. Weil ich ihn früher durchaus mal schätzte. Zu Zeiten von Red Knuckles und Hot Rize. Seine Solo-Platten der letzten 15 Jahre fielen dann aber sämtlich in ein Genre, das man als Steril-Bluegrass bezeichnen könnte: absolut perfekt und von großer instrumentaler Virtuosität, aber unterhalb des Bauchnabels klinisch tot. Das Gegenteil von dem, was ich an Bluegrass liebe: the high lonesome sound paired with reckless abandon. Nicht O’Briens „Schuld“ übrigens, so wie ich das sehe. Seine Art der Beherrschung von weißichwievielen Akustik-Instrumenten fiel zusammen mit der Digitalisierung in Nashville, das Resultat ist halt so steril wie ein OP-Tupfer. Seinen vielen Solo-Alben (von denen ich mir nur drei oder vier in Ruhe angehört habe) würde ich daher * * 1/2 oder * * * geben, mehr aus den genannten Gründen nicht. Sein Songwriting scheint mir im übrigen auch Nashville-konformer geworden zu sein, seit er Hits für Garth Brooks, Kathy Mattea, etc. schreibt. Empfehlen kann ich demgemäß guten Gewissens nur die Hot Rize LPs wie folgt:
„Hot Rize“ * * * 1/2
„Untold Stories“ * * * *
„Take It Home“ * * * 1/2
Habe O’Brien vor rund fünf Jahren mal live erlebt, gemeinsam mit Nickel Creek: Bügelfalten-Bluegrass in Perfektion. Bin nach 20 Minuten gegangen.
Ad Old Crow Medicine Show: „Rock Me Mama“ kenne ich nicht, nur ihr erstes, nach ihnen selbst benanntes Album. War sehr gespannt darauf, weil ich in „Harp“ (oder war’s „No Depression“?) einen Artikel über sie gelesen hatte, in dem immer die Begriffe „Bluegrass“ und „Punk“ kombiniert wurden. Weil doch das Punk-Element im Laufe der letzten 30 Jahre nach und nach aus dem Bluegrass/Newgrass eliminiert wurde. Habe die Platte dann mehrmals gehört und komme zu dem Schluß: * * *, in Worten: durchaus mit jugendlicher Begeisterung gespielt (dabei sind sie ja nicht mehr so jung), quirlig arrangiert, jedoch vom Material her eher durchwachsen und von der Produktion her völlig indiskutabel, nämlich volldigital/kaputtkomprimiert. Hier klingt kein Instrument natürlich, es gibt keinen Overspill, alles ist ordentlich und transparent. Stinklangweilig für mich, leider. Wer Old Timey Music und Bluegrass mit „Punk“-Faktor hören will, mit Verve und Schmutz und ungebügelten Hosen, dem empfehle ich die Platten der Bad Livers und der Dickel Brothers.
@ Herr Rossi
Die Zeitplanung wurde ad acta gelegt. Man will sich nicht unter Druck setzen (lassen), Fran schreibt noch. Weshalb es noch dauern dürfte bis zur fünften LP. Ein paar Songs habe ich bereits gehört, allerdings nur in Demo-Form und über das Telefon: sehr schön. Mehr darf ich nicht sagen. Außer: nach intensiven Vergleichsstudien in diversen Studio-Surroundings ist schon mal klar, daß die Recordings ausschließlich analog gefertigt werden, ohne den kleinsten Kompromiß. Eureka!.
@ Punkcow
Kein Sakrileg, aber nichts was ich beantworten könnte. Bin ja kein Freund von Compilations. Ich empfehle die Singles-Box mit den frühen Rough Trade 45s (im RS neulich besprochen): nicht die Originale, aber die zweitbeste Lösung. Und schön gemacht, mit Faksimile-Sleeves, etc.
@ nikodemus
„Saturate Before Using“ * * * *
„For Everyman“ * * * * 1/2
„Late For The Sky“ * * * * 1/2
„The Pretender“ * * * 1/2
„Running On Empty“ * * * *
„Hold Out“ * * * 1/2
„Lawyers In Love“ * * * 1/2
„Lives In The Balance“ * * *
„World In Motion“ * * *
„I’m Alive“ * * * 1/2
Alle danach schwächer.
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