Re: Hang the DJ

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

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@ Ian

Die Tracks entstammen der LP „Sammy Walker“ (Warner Bros., 1976) und sind nicht zu verwechseln mit den ein Jahr zuvor erschienenen, von Phil Ochs produzierten Versionen (z.B. „Catcher In The Rye“) auf „Song For Patty“ (Folkways).
Der Vergleich mit John Prine ist nachvollziehbar. Walker hatte sich den seinerzeit oft anhören müssen und reagierte darauf, obschon es ja an sich durchaus schmeichelhaft war, eher mürrisch.

@ atom

Natürlich sind die Aufnahmen aus Furrys Frühphase die wichtigeren (es waren ja nur rund zwei Dutzend), und ich kenne ernstzunehmende Leute, die seine sämtlichen Nachkriegsaufnahmen geringschätzen. Das sind übrigens dieselben Puristen, die mit dem Sixties-Output von Mississippi John Hurt nichts anzufangen wissen. Die Parallelen sind offenkundig (beide wurden ungefähr zur selben Zeit, Ende der 50er Jahre, wiederentdeckt). Wobei die Zäsur bei Hurt noch tiefer ging, die Zeitspanne der Musikabstinenz noch länger war. Auch musste man Walter Lewis nicht lange drängeln, er war nur allzu bereit, wieder zur Gitarre zu greifen. Aber ich schweife ab…
Was ich sagen will: ich gehöre nicht zu obenerwähnten Experten und habe im Laufe vieler Jahre deswegen so manches Streitgespräch geführt. Für Hurt wie Lewis gilt, daß ihr Spätwerk zwar neben ihren 20er-Jahre-Aufnahmen zurücksteht, aber dennoch ganz großartig ist. Für John Hurt, der ja bald starb und nicht mehr viel von seinem späten Ruhm genießen konnte, gilt das ohne Abstriche. Furry Lewis lebte, schön für ihn, viel länger, wurde aber in den 70er Jahren bisweilen unter Wert feilgeboten, auf eher zu vernachlässigenden Platten bzw. als Beale-Street-Maskottchen für Memphis-Urlauber. Live hat es noch gefunkt bei ihm, trotz aller verhaßten Routine. Ich habe ihn zweimal gesehen in diesen Jahren, er brannte nicht mehr, doch die Glut war nicht erloschen. Auf Platte ließ sich das nicht mehr vermitteln, waren ja alles Low-Budget-Produktionen, gewöhnlich für regionale Labels.
Aber, um auf Deine Frage zurückzukommen: die Bluesville/Prestige-Aufnahmen der frühen Sixties (auf Fantasy wiederveröffentlicht) sind wunderbar. Und auch die Late-Sixties-Sides, z.T. mit Gus Cannon, sind hörenswert. Konkrete Empfehlungen wären die LPs „Done Changed My Mind“ (1962) und „Live At The Gaslight“ (1970).

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