Re: Hang the DJ

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

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@ Otis

Ad Anthony Newley
Good grief. Wie kommst Du denn an diesen Kasper? Londoner, Novelty-Hitmaker („Pop Goes The Weasel“), Musical-Fritze (Lionel Bart!), verheiratet mit Joan Collins, später sehr erfolgreich in Musikfilmen („Dr.Doolittle“) und auf der Bühne (Noel Coward!). War aber bereits in seiner größten Zeit (1959-1967) anti-Rock'n'Roll und unterstützte u.a. jene Medienphalanx (neben dem NME, der Times, etc.), die entsprechende Negativ-Stimmung in der Öffentlichkeit machte. Ziel dieser konservativen Kampagne „wider den schlechten Geschmack“ waren zuvorderst Cliff Richard & The Drifters. Der NME beklagte Cliffs Auftreten seinerzeit (1958/59) als „obszöne Zurschaustellung“, „widerwärtig“ und „jugendgefährdend“. Newley blies ins selbe Horn. Ähnlich wie Sinatra zwei Jahre davor in den Staaten vs. Elvis, dem er ja bekanntlich eine Karrierespanne von höchstens zwei Jahren vorhersagte. Dieselben Gräben taten sich dann ab 1958 wieder auf, diesmal im UK. Was hast Du denn von Newley? „What Kind Of Fool Am I?“ finde ich noch am erträglichsten.

Ad Bobby Charles
Das andere Ende musikalischer Evolution und eine Herzensangelegenheit von mir (wie i.Ü. auch Geoff Muldaur). Seit 17 Jahren spiele ich seine Platten in „Roots“ in schöner Regelmäßigkeit (vor ca. 12 Jahren schickte er mir sogar ein Dankes-Fax dafür), und dennoch (haha) ist er immer noch ein unbesungener Großer. Als Songwriter vor allem. Nach seiner Chess-Phase in den Fifties (eine lange Geschichte für sich/Chess wollte expandieren, im Fahrwasser von Dale Hawkins, nachdem Leonard Chess noch bis 1955 glaubte, BC sei ein Schwarzer!) kehrte er nach Louisiana zurück, schrieb weiter tolle Songs („Cowboys & Indians“!) und wurde von Grossman für dessen Bearsville-Label verpflichtet. 1972 erschien dann sein Meisterwerk „Bobby Charles“, auf dem u.a. Amos Garrett, Bob Neuwirth, Geoff Muldaur, John Simon, Dr.John und The Band mitwirkten und dem die gestern gehörten Tracks entstammen. Dann ging Bearsville in Konkurs und Bobby Charles ging mit unter. U.a. deshalb, weil seine Platten in die Konkursmasse eingingen und nicht mehr ausgeliefert werden durften (s. Jesse Winchester!). Jahre später erst wurde der Inhalt des Lagerhauses zwangsversteigert und verramscht. Damals (ca. 1977) kamen auf einen Schlag tausende von Copies billigst in die Läden, leider sämtlich als Cutouts. Anfang der 80er Jahre erwarb See For Miles im UK einige Bearsville-Sublizenzen und brachte „Bobby Charles“ wieder heraus, allerdings unter dem Titel „Small Town Talk“. Sollte noch relativ günstig (mint ca. € 20.-) zu kriegen sein. Eine dringende persönliche Empfehlung von mir: * * * * *! Eine Wertung, die ich (wie Du weißt) äußerst restriktiv handhabe. Ich garantiere (Dir) einen Kauf ohne Reue. So viel erstmal.

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