Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Alben › 2004er Alben der Woche vom Zündfunk und nur vom Zündfunk !!! › Re: 2004er Alben der Woche vom Zündfunk und nur vom Zündfunk !!!
Woche 14
PHOENIX
„Alphabetical“
04. APRIL 2004
Die Namen werden langsam rar in der Popmusik. Der neueste Beweis: „Phoenix“:
Nach einer US-Rockband der 70er und einem britischen Bigbeat-Projekt der 90er, kommt jetzt die dritte „Phoenix“-Ausgabe – aber mit Abstand die erfolgreichste. Das Album der Woche: „Alphabetical“
„Phoenix“ strengen sich gerade an und wollen der zweite französische Exportschlager nach Air werden . Im März haben sie es schon auf Platz 2 der ZÜNDFUNK-Topp-Träcks geschafft.
Ähnlich wie Air haben sie die Popmusik auch nicht neu erfunden, aber ein gutes Stück weitergebracht. Die Band begann ihre Karriere übrigens mit dem Nachspielen von Prince- und Hank-Williams-Songs. Und so stilübergreifend ist auch ihr zweites Album „Alphabetical“. Es ist ein munterer Rundgang durch die Hall-of-Fame der Popgeschichte, vorbei an schönen Songlandschaften ohne übertriebene Retro-Patina.
Die Bandmitglieder kennen sich seit der Grundschule. Wir haben mit Bassisten Deck und Gitarrist Branco gesprochen.
ZF: Wo zum Teufel seid Ihr die letzten vier Jahre gewesen, wir haben Euch vermisst?
Deck: Also wir waren über zwei Jahre auf Tour unterwegs und die letzten anderthalb Jahre im Studio. Wir wissen schon, das ist ganz schön lange. Aber wir hatten jedenfalls keine richtige Pause, keinen langen Urlaub oder so. Wir haben hart gearbeitet.
ZF: Was waren denn die Höhe- und Tiefpunkte, wenn man zweieinhalb Jahre auf Tour unterwegs ist?
Branco: Jetzt können wir uns nur noch an die guten Sachen erinnern, die schlechten haben wir zum Glück vergessen. Wir erinnern uns in erster Linie an den generellen Geist im Tourbus, das Gefühl, eine Gang zu sein und als Gang durch die Welt zu reisen. Wir waren schon immer eine Gang, wir kennen uns schon sehr sehr lange.
ZF: Jetzt nehme ich mal an, dass Ihr auch in Japan ward. Das ist ja immer auch etwas seltsam, zumindest wenn man den Film „Lost in Translation“ zugrundelegt, oder?
Deck: Der Film „Lost in Translation“ gibt das ganz gut wieder, wie man sich als Ausländer in Japan fühlt. Total aus Raum und Zeit gefallen. Eine ständige Mischung aus Melancholie und Euphorie. Es gibt dort zum Beispiel eine eigenartige Schrei- Kommunikation. Die Fans schreien permanent, wenn Du in der Nähe bist, aber auf eine ganz freundliche Art. Immerhin: Gut fürs Ego.
Branco: Einer unserer Songs „Too young“ tauchte im Film „Lost in Translation“ auf, was eine große Ehre für uns war, weil der Film so gut ist.
Sofia Coppola hat uns später erzählt, dass sie immer an uns und unseren Song gedacht hat, als sie die Szene in der Karaoke-Bar geschrieben hat. Das ist natürlich perfekt, wir sind sehr stolz!
ZF: Jetzt kommen wir mal auf Euer Album „Alphabetical“ zurück: Ihr ward anderthalb Jahre im Studio, das ist ja normalerweise ein ganz schlechtes Zeichen, wenn Bands so lange im Studio rummachen…
Deck: Das war auch am Anfang so. Die ersten sechs Monate waren sehr unproduktiv, wir haben da nichts Substanzielles geschafft. Das macht Dich fast verrückt! Wir wurden schon ziemlich gereizt und ein bisschen depressiv.
Branco: Aber wir wollten es trotzdem alleine durchstehen. Wir haben das Album also in unserem Keller aufgenommen, da wo wir schon seit unseren Teenager Zeiten als Band zusammen proben. Wir wollten diesen Amateurgeist bewahren, nicht in große Studios gehen. Wir lieben es nun mal, alles selber zu machen. Und das dauert eben seine Zeit.
ZF: Was hat sich denn musikalisch verändert?
Deck: Unser erstes Album war wie eine große Orgie, wie eine Explosion. Wir hatten alles reingesteckt, was wir lieben und das ganze brennen lassen wie ein großes Strohfeuer. Das neue Album ist etwas überlegter, in sich geschlossen, authentischer wir selbst, keine Orgie mehr mit allem möglichen drinnen.
ZF: Wenn das erste Album ein Fußballer gewesen wäre, Zinedine Zidane zum Beispiel, wer wäre dann das zweite?
Branco: Du denkst Zinedine Zidane, vielen vielen Dank…
Deck: Ich würde sagen Bixente Lizarazu vor 12 Jahren. Denn jetzt steht er am Ende seiner Karriere. Ja, unser Album ist gewissermaßen wie der junge Lizarazu. Kompakt und effizient.
--