Re: 2004er Alben der Woche vom Zündfunk und nur vom Zündfunk !!!

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dougsahm
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Woche 12

N.E.R.D.
„Fly or Die“

22. MÄRZ 2004

VON LARS-ERIK AMEND

Die Neptunes sind ein Produzenten-Duo mit Hitgarantie: In britischen Jugendradios sind 20 Prozent aller Songs von den Neptunes. Sie haben Jay Z, Britney Spears oder Justin Timberlake produziert. Pharrell Williams ist die eine Hälfte der Neptunes. Außerdem ist er Chef von N.E.R.D. Gerade ist das zweite Album von N.E.R.D. erschienen, es heißt „Fly or Die“.

Wer jetzt ein fettes HipHop-Album erwartet wird enttäuscht. N.E.R.D. wollen noch mehr als bisher die grenzen zwischen schwarzer und weißer Musik, zwischen HipHop und Rock einreißen. Auf jeden Fall ist Grammy-Gewinner Pharrell auch aussichtsreicher Anwärter für den Titel „Hardest Working Man in Showbusiness. Trotzdem hat er Zeit für ein Interview gefunden.

ZF: Pharrell, Du bist gerade 30 geworden! Wie würdest Du dein Leben beschreiben?
Pharrell Williams: In den ersten 10 Jahren meines Lebens hat sich bei mir alles um Hod Dogs und Pommes gedreht. Jeden Freitag Abend und Samstag Morgen gab es Cartoons im Fernsehen. Obwohl ich mir die auch heute noch ansehe, 20 Jahre später. Spiele wie „Eval Knivel“ oder „The Dukes Of Hazzard“. Ich habe Dallas geguckt und mich genauso gefragt, wer J.R. erschossen hat. Danach drehte sich in meinen 20ern alles ums Skateboardfahren und die Musik. Und jetzt, wo ich 30 bin, dreht sich immer noch alles ums Skateboardfahren. Es dreht sich immer noch um Musik und ich liebe immer noch Pommes. Es hat sich nicht viel geändert, ausser das ich das Gefühl habe, dass ich bald das richtige Mädchen treffen werde. Ich bin dann das Schlagzeug und sie das Piano und gemeinsam schreiben wir dann Kinderlieder.

ZF: Du produzierst so viele verschiedene Künstler und stellst ihnen Deine Beats zur Verfügung! Macht es für dich einen Unterschied, ob du für andere oder an eigenen Projekten arbeitest, zum Besipiel für N.E.R.D.?

Pharrell Williams: Die Herangehensweise ist die gleiche, aber natürlich gibt es einen Unterschied. Man kann das ganz gut mit einem Juwelier vergleichen, der seine besten Stücke verkauft, denn damit verdient er sein Geld. Gleichzeitig behält er aber seine besten Diamanten zurück und schenkt sie seiner Frau. So ist das bei mir auch. Ich veröffentliche keinen Schrott.

ZF: Der Titelsong des neuen N.E.R.D. Albums „Fly or die“ handelt von einem Jungen, der Selbstmord begehen möchte …

Pharrell Williams: Bei „Fly or die“ geht es um einen Jungen, der überlegt sich umzubringen. Warum auch immer! Das interessante daran ist, dass er auf einmal in einer Schule aufwacht und merkt, dass alles nur ein Traum war. Das ist eine ganz andere Herangehensweise an dieses Thema. Andere Bands singen immer nur darüber, wie scheiße das Leben ist, Drogen überall, dass sie nicht mehr leben möchten, nur noch sterben wollen und machen mit so etwas auch noch Geld. Die Kids hören das und wollen auf einmal auch sterben. Wir wollen ihnen einen anderen Weg zeigen. Bei uns ist alles nur ein Traum und wir wollen ihnen zeigen, dass sie noch ein ganzes Leben vor sich haben. Ich denke, dass ist cool!

ZF: Du hast vor ein paar Wochen zusammen mit Deinen Partner Chad Hugo einen Grammy in der Kategorie „Bester Produzent“ erhalten. Wie gehst Du damit um?

Pharrell Williams: Es war überraschend bis zum letzten Moment. Ich sehe mich auch heute noch nicht als jemanden, der einen Grammy gewonnen hat. Ich weiß auch gar nicht, wie sich das anfühlt. Ich habe es noch nicht einmal akzeptiert. Es dauert bestimmt noch ein paar Jahre bis ich das überhaupt begreife. Im Moment ist es so, dass ich weiß, dass ich den Grammy habe, aber immer noch denke, dass es nie passiert ist.

ZF: Es gibt also ein Leben vor und nach dem Grammy! Wie geht's weiter mit Pharrell und den Neptunes?

Pharrell Williams: Jetzt nachdem ich einen Grammy bekommen habe, werde ich definitiv den Namen „Neptunes“ nicht mehr verwenden. Es geht mir nicht darum, etwas so Großes aufzubauen und dann von oben herunterzuschauen. So bin ich nicht. Ich baue gerne etwas auf und verschwinde wieder, bevor mich die Leute zu sehr damit identifizieren. Und mit dem Grammy hat man mir einen Stempel verpasst, nach dem Motto: „Jetzt hast du es geschafft!“. Nein, habe ich nicht. Vielen Dank für den Grammy. Ich werde ihn mir in die Wohnung stellen, aber nennt mich nicht mehr „Neptunes“. Gebt mir einen anderen Namen. Und wir haben auch schon unter anderen Namen produziert, nur dass es keiner gemerkt hat.

ZF: Die Marke „Neptunes“ steht für Qualität, ist ein absoluter Hitgarant, Plattenfirmen zahlen für einen Beat schon mal gerne 250.000 Dollar, weil sie wissen, dass es sich bezahlt macht. Warum wollt ihr das alles aufgeben?

Pharrell Williams: Der Name wurde einfach nur noch benutzt um mehr Platten zu verkaufen. Er wurde fast schon missbraucht. Auf der CD stand groß drauf : „Neue Single der Neptunes!“ Was für eine Scheiße ist das denn? Das haben sie bei Quincy Jones doch auch nicht gesagt. Deswegen ist er auch so groß geworden. Er war immer in Lage etwas Neues zu machen. Er war beweglich. Er konnte allen den Rücken zuwenden und nach Europa gehen, um ein Jazzalbum aufzunehmen. Wenn ein bestimmter Name zu sehr gefeiert wird, dann bekommt er automatisch eine Brandmarke! Zum Glück haben wir schon mit so vielen unterschiedlichen Musikern zusammengearbeitet wie No Doubt, Jay-Z, Mystikal und Ludacris, Limp Bizkit, Papa Roach und mit Gwen Stefani werden wir auch wieder ins Studio gehen. Wir wollen das alles nicht mehr, weil wir uns nicht mehr wohl damit fühlen. Es ist zu groß geworden!

ZF: Wie lautet das Geheimrezept, einen Hit zu produzieren?

Pharrell Williams: Hast du schon einmal darüber nachgedacht, warum du manche Lieder magst und andere nicht? Es liegt am Timing! Manchmal dauern die einzelnen Parts eines Songs einfach zu lange. Deswegen findest du diesen Song ganz okay, aber du bist nicht verrückt danach. Und es liegt immer am falschen Timing! Manche Musiker haben die Gabe das perfekte Timing hinzubekommen. Dann denkst du : „Wow, ich liebe diesen Part und dann kommt der nächste, der noch viel besser ist und dann eine neue Melodie, die noch bezaubernder ist usw.“ Das habe ich gespürt, als ich zum ersten mal Songs von A Tribe Called Quest“ gehört habe. Ich habe das erst gestern zu Q-Tip gesagt.

ZF: Die HipHop Band „A Tribe Called Quest“ hat dich also beeinflusst.

Pharrell Williams: A Tribe Called Quest waren die ersten, die diesen speziellen Sound erfunden haben. Damals basierten die Songs hauptsächlich auf alten James Brown Loops, wie der Beat von „Funky Drummer“, zum Beispiel. Die Songs wurden eher vom Beat dominiert. Tribe haben aber ihre Songs eher auf den Akkorden und Jazz-Samples aufgebaut. Das gab es damals noch nicht. Seitdem sind wir große Fans und haben alles was Q-Tip und Ali Shaheed Mohammed gemacht haben genau beobachtet und von ihnen gelernt.

ZF: Willst Du mit N.E.R.D. beweisen, dass man auch mit coolen Songs im Radio gespielt werden kann? Waren die Texte der Songs vom ersten Album vielleicht zu anspruchsvoll?

Pharrell Williams: Was die Texte betrifft auf jeden Fall. Jetzt ist die Musik eher metaphorisch. Manche sehen darin etwas Jazz, manche finden die Musik sehr bunt und andere eher lebhaft und leuchtend. Genau das wollten wir erreichen. Ihr habt mir all diese Komplimente über das Album gegeben, was ich sehr cool finde. Wann konntet ihr das letzte mal sagen über etwas, das auf MTV und den großen Radiostation läuft. Es war die richtige Entscheidung, denn sie spielen uns sogar auf den großen Rockstationen. Wann gab's das schon.

ZF: Hat das neue N.E.R.D.-Album noch etwas mit HipHop zu tun?

Pharrell Williams: Das Album ist schon aus einer HipHop Perspektive entstanden, hat aber nicht mehr dieses HipHop-Feeling. Das sollte es auch sein. Das neue Album soll verschiedene Menschen zusammen bringen. „In Search of“ war schon sehr direkt mit sehr deepen Texten. Die neuen Sachen sind sehr sehr metaphorisch. Es gibt einen Song auf dem Album, „Wonderful Place“, bei dem es offensichtlich um eine bestimmte Sache geht, in Wahrheit aber um etwas ganz anderes. Einmal geht es um eine Halluzination und einmal um die Nachwirkungen eines Krieges. Und du musst jetzt herausfinden, um was es sich wirklich dreht.

ZF: Vor allem HipHop Fans verstehen nicht, dass Du auf einmal Rockbands produzierst und mit Deinem Projekt „N.E.R.D.“ auch in diese Richtung gehst! Was sagst Du zu denen?

Pharrell Williams: Für mich ist Musik wirklich Musik. Es ist genauso unsinnig zu fragen, wer zuerst Gospel gesungen hat! Alles hat irgendwo seinen Ursprung, aber Dinge verändern sich ständig und bleiben nie an einem Ort. Sind werden erst wichtig, wenn sie sich ausbreiten. Ich betrachte Rock&Roll nicht als „mein Ding“, nur weil ich schwarz bin. Es wäre vollkommen ignorant, weil am Ende geht es letztlich nur darum gehört zu werden. Wird etwas nicht gehört, wird es vergessen werden. Musik muss von anderen Menschen gefühlt werden, sonst ist es egoistisch und zählt nicht. Der wahre Grund Musik zu machen ist das andere Menschen sie fühlen können. Darum geht es uns auch bei N.E.R.D.. Wir wollen den Leuten auch mal etwas anderes geben. Wir wollen, dass die Leute wirklich zuhören und sich besser fühlen.

http://www.n-e-r-d.com/

http://www.virginmusic.de/3250891/info.html

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