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Für alle die’s intressiert, hier mal (m)ein kleiner Text zu „Live In Barcelona“:
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Da es sich hier um ein Konzert der Tour zum Album „The Rising“ handelt, liegt es in der Natur der Sache, dass viele Songs aus diesem Album auch live gespielt wurden. Neu zur Band gestoßen ist Soosie Tyrell, mit der Bruce Springsteen seit „The Ghost Of Tom Joad“ zusammen arbeitet. Sie spielt Geige und Violine. Doch egal wie großartig sie das macht – es nervt stellenweise genauso wie der Gesang von Patti Scialfa. Weniger wäre mehr gewesen, auch was die Songs des neuen Albums angeht.
Denn leider fügen sich die neuen Songs nicht immer nahtlos ins restliche Programm des Abends ein. „The Rising“ und „Lonesome Day“ waren schon auf dem Album nicht lustig, und „Waiting On A Sunny Day“ gerät zu einer peinlichen Farce die nicht zueltzt wegen dem Gefidel an die besseren Momente von Garth Brooks erinnert. Vor „Into the Fire“ gibt es zum x-ten Mal viel zu lange „Uuhhhhuuus“ und „Ahhhaaas“ von und mit Patti – so lange, dass man schon keinen Bock mehr hat, den eigentlich gar nicht mal so üblen Song zu hören. Überhaupt wiederholen sich zu viele (neue) Elemente hier während einer einzigen Show. Einzig „Empty Sky“ oder „My City Of Ruins“ fallen positiv aus dem Rahmen – bezeichnenderweise in veränderten Arrangements.
Wer auf der Reunion-Tour dabei war, wird wahrscheinlich noch seinen Enkeln von „Tenth Avenue Freeze Out“ oder „Light Of Day“ erzählen. Ähnlich grandiose Choreographie sucht man hier aber vergebens. Die Band wird kurz und knapp am Schluß des schon auf „The Rising“ deplazierten „Mary’s Place“ vorgestellt. Das war’s. Kein Preacher-Mode, kein Tanz auf dem Piano, keine Elvis-Posen am Mikroständer. Bis auf eine müde Polonaise zu „Ramrod“ glänzt der Boss stattdessen lieber mit gutem (und so wie auch die Texte nicht in Englisch untertiteltem) Spanisch und macht genau einmal zu oft den Clown – was dann schließlich auch „Dancing In The Dark“ ruiniert.
Der Rest des Programms geht mit den üblichen Verdächtigen wie „Badlands“ oder „Born To Run“ auf Nummer Sicher. Allesamt großartig und routiniert gespielt, aber eben auch ohne große Überraschungen. Einzig „Born In The U.S.A.“ überzeugt, als Springsteen sich den Song von den Fans buchstäblich zurückerobern muss. Max Weinberg ist und bleibt der beste, Little Steven war schon immer der bessere Keith Richards und Patti gibt auch hier drei Stunden lang das dauergrinsende Honigkuchenpferd auf Valium. Kurzum: In Spanien nichts Neues. Das hätte man wirklich besser machen können – wie auch der Rest der Tour bewiesen hat. Warum gerade dieses Konzert aus Barcelona für eine DVD-Veröffentlichung ausgewählt wurde wissen nur die Verantwortlichen.
Die Leute in Barcelona mögen sich ja prächtig amüsiert haben, doch mir als Zuschauer dieser DVD fällt’s eher schwer. Überhaupt schaut man quasi drei Stunden nur anderen Leuten beim Feiern zu, ohne das Gefühl des „dabei seins“ auch nur ein einziges Mal vermittelt zu bekommen. Gute Konzert-DVD’s können das. „Live In Barcelona“ versagt an dieser Stelle total und bietet mehr von einem Dokument als eigentliches Entertainment.
Ohne zuviel zu verraten, möchte ich jedoch noch den besten Teil dieser Show positiv hervorheben: Irgendwann, als Fidel und Falsett verstummen, jede Pose schon dreimal abgespult ist und die Band endlich Zigarettenpause macht – irgendwann setzt sich der Boss ganz allein ans Piano und spielt „Spirit In The Night“. Locker aus dem Handgelenk, mit kleinen und großen Fehlern – aber beherzt, beseelt und einfach nur großartig. Im Anschluß trägt er auf die selbe Art „Incident On 57th Street“ zu neuen Höhen und die Show damit in ihre bessere zweite Hälfte.
Die Bildqualität der DVD ist technisch gut bis sehr gut – anamorphes 1.85:1 mit anständiger Schärfe und kräftigen Farben. Nur den Kamermann würde man am Liebsten erschießen, denn die knapp drei Stunden Laufzeit bestehen zum größten Teil aus Close-Ups. Selten bekommt man mal den bzw. die Protagonisten im Ganzkörper-Ausschnitt zu sehen; von guten Totalen der Band (und ihrer Interaktion) sowie des Bühnenbilds ganz zu schweigen. Die miserable Kamera-Arbeit lässt der gesamten Performance viel zu wenig Luft und ruiniert das onehin schon nicht optimale Konzerterlebnis völlig. Mochte man bei „Live In New York City“ stellenweise noch vor Ehrfurcht in die Knie gehen (Stichwort: „Tenth Avenue Freeze Out“), so möchte man „Live In Barcelona“ am Liebsten aus dem Fenster schmeißen – wäre es nicht ein Bruce Springsteen-Konzert.
Auch die beiden Tonspuren (Dolby Digital 5.1 und PCM Stereo) sind alles andere als perfekt. Der Schwerpunkt der Abmischung liegt auf Publikum und Gesang – in dieser Reihenfolge. Das Saxophon hört man kaum, die Gitarren kann man stellenweise nur erahnen. (Nils Lofgren sieht man nicht nur so gut wie gar nicht – man hört ihn auch nicht!) Das Schlagzeug matscht sich seinen Weg durch einem undifferenziertem Klangbrei, der sich im direkten Vergleich zu „Live In New York City“ wie ein Bootleg ausnimmt.
Das Bonus Material ist sicher nett gemeint, aber nicht wirklich der Rede wert. Der Abspann des Konzerts ist unterlegt mit der akkustischen Version von „Contin’ On A Mircale“, die auch nach jedem Konzert auf der Tour gespielt wurde. „Drop The Needle And Pray“ ist ein knapp 10minütiges Promo-Filmchen zur Rising-Tour. Alle klopfen sich kräftig auf die Schulter, danken den Fans und hinterher ist man genauso schlau wie vorher. Infos zum Album und seiner Entstehung, Backstage-Impressionen, Sondcheck oder technische und logistische Details – alles Fehlanzeige. Im Anschluß daran gibt es als Hidden Feature noch „Night Of The Living Boss“ – eine Collage mit Konzertausschnitten aus einem späteren Konzert der Tour.
„Live In Barcelona“ ist eine nette Ergänzug für alle, die auf der letzten Tour dabei waren, „The Rising“ mögen oder einfach nicht genug von Bruce und seiner Band bekommen können. Wer eine Referenz-Performance auf einer ebensolchen DVD erleben möchte, muss nach wie vor zu „Live In New York City“ greifen.
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