Re: Jethro Tull

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nail75

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wolfgang
Jethro Tull waren in ihren besten Jahren 1968-1978 eine der innovativsten Rockbands überhaupt. Musikalisch über jeden Zweifel erhaben.
Recht geben muss ich den Kritikern, was die Texte betrifft, gerade „Thick As A Brick“ und nochmehr „A Passion Play“ sind selbst für Briten kaum nachvollziehbar. Doch musikalisch haben bei diesen beiden Alben Anderson, Barre, Hammond, Evans und Barlow ihr Meisterstück abgeliefert.

Übrigens finde ich die alten Genesis ebenso überragend, im speziellen Foxtrott und Selling England By The Pound.

Dass meine Äußerung kontrovers aufgenommen wird, ist mir klar (ich warte schon auf die Reaktion von Denis B. ;-)) und ich will die Band auch niemandem schlecht reden, der sich an der Musik erfreut. Allerdings würde mich interessieren, inwiefern Jethro Tull eine innovative Band waren. Sicherlich ist der Einsatz von Flöten ungewöhnlich, meinetwegen auch innovativ, obwohl es wenige Nachfolger gab. Die schiere Länge der Stücke kann man vielleicht auch noch heranziehen, aber insgesamt scheint mit der Einfluss der Band doch vergleichsweise gering. Ich werde das mir bekannte Werk der Band bald besternen, aber insbesondere die langen Werke sind schwer verdaulich.

„Passion Play“ ist allerdings nicht nur textlich, sondern auch musikalisch ein Desaster, „Hare“ (Passion Play Teil 2) hat nicht nur den bescheuertsten Text, den man sich vorstellen kann, sondern wird von der Band auch weitgehend leidenschaftslos heruntergespielt. Außerdem gibt es keinen Grund eine Songidee, die bestenfalls für einen fünf oder zehnminütigen Song ausgereicht hätte ohne Not auf 20+ Minuten auszudehnen. Das grenzt gerade bei „Passion Play“ schon an die Verarschung des Hörers. Negativ wird meine Wertung auch durch die nachträglichen Kommentare von Ian Anderson beeinflusst, der beispielsweise in den Liner Notes der neuen „Passion Play“-CD schreibt, „Thick As A Brick“ sein ein „spoof“ des Konzeptalbum-Genre gewesen und „Passion Play“ sollte diese Idee weiterführen. Das spricht doch für eine gewisse Einfallslosigkeit oder zumindest die Unfähigkeit des Mannes zu erkennen, wann ein Pferd zu Tode geritten wurde. Wenn ich den „Witz“ dieses Werkes außerdem mit den satirischen Momenten bei Genesis vergleiche, dann zieht der Humor von Ian Anderson ganz klar den Kürzeren. Daran ändert auch die mäßig unterhaltsame Zeitungsbeilage nichts.

BroscheNettes Märchen. Dieser Eindruck könnte vielleicht in diesem Forum entstehen, aber andernorts wird Jethro Tull auch immer wieder von jüngeren Hörern die durchaus entsprechende Wertschätzung entgegen gebracht.

Mag sein. Ich kann nicht beanspruchen, über die genaue Zusammensetzung der JT-Fangemeinschaft Bescheid zu wissen. Ich bezog mich schon im Wesentlichen auf das Forum und da fällt auf, dass „Selling England“ ein Album ist, das von ganz unterschiedlichen jüngeren Musikfans geschätzt wird.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.