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Howard Riley Trio – Discussions | Dafür, dass ich das letzte (?) Howard Riley Trio (mit Barry Guy und Lucas Niggli) 2017 beim Intakt in London Festival sehen durfte, bin ich für immer dankbar. Aufnahmen habe ich mitgenommen, wann immer das ging … das hier ist sein Debut von 1968, aufgenommen am 29. Dezember 1967 mit Barry Guy und Jon Hiseman (der hier feinfühliger agiert als bei Mike Taylor) und es erschien als LP in einer Auflage von 99 (unten). 2007 und 2015 gab es CD-Reissues, ich habe das erste mit dem umgedrehten Cover (Design: Barry Guy), ein Vinyl-Reissue gab es in Japan beim Atelier Sawano. Interessant ist hier zu hören, wie auch die Avantgarde nicht im luftleeren Raum stattfindet bzw. Form annimmt: im Gegensatz zu Wolfgang Dauner hat Riley seinen Evans und mehr absorbiert, „Sweet and Lovely“ zum Einstieg ist ja auch unweigerlich ein Hinweis auf Monk. Im Repertoire hat das Trio aber auch „Nardis“, „Spring Is Here“ und „What’s New“, spielt eine „Romance“ von Darius Milhaud und drei Originals von Riley, „Sunflower, „Children at Play“ und als Closer „Folk Theme No. 1“.
Ich mag das alles sehr gerne, obwohl ich das nach wie vor nicht eingeordnet kriege … neben Evans und Monk und Milhaud höre ich durchaus auch etwas Impressionismus (im kaum erkennbaren „Spring Is Here“ etwa, wo Hiseman die Becken wie Gongs schwingen lässt, während Guy eine eigenständige Stimme spielt. Bley haben die drei sicher auch gehört, bei Taylor vermutlich nur Sachen aus den frühen Jahren, die sie nicht direkt umsetzen? „What’s New“ ist eine der intensivsten Nummern – da könnte Bley irgendwie reinspielen, in manchen Clustern vielleicht auch Taylor – aber wie der in England rezipiert wurde (ob er dort je gespielt hat in den Sechzigern? oder ob Riley und andere Engländer – Parker, Bailey? – auch mal nach Frankreich reisten, um die Amis dort zu hören) ist mir völlig unbekannt. Jedenfalls scheint das oft schon eigene Wege zu finden – und sich oft für die Freiheit zu entscheiden. Und die bedeutet natürlich nicht wie bei Legrand, dass man im Tonalen bleibt und sich findet sondern durchaus wildes Spiel am Klavier, einen aus allem ausbrechenden gestrichenen Bass, von Time völlig freie Drums, wie im Closer, dessen Titel eigentlich nur ironisch zu verstehen ist.
Hi-Fi ist das alles leider nicht (sieht nach kompletter Eigenproduktion aus, wenn man sich die Bilder bei Discogs anschaut), aber es klingt gut genug, dass man alles mitkriegt – und der Bass klingt eigentlich sehr gut. Und Guys Spiel ist schon ziemlich fertig ausgeprägt, dünkt mich, auch arco hat er alles im Griff, wirkt sicher, sehr frei, zugleich sehr melodisch … was für ein grossartiger Musiker.

Morgen geht’s dann mit 1968 weiter, die Sechziger abschliessen sollte ich über die Weihnachtstage hinkriegen, dann ist noch ordentlich Zeit für einiges aus den Siebzigern.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba