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The Ramsey Lewis Trio at the Bohemian Caverns | Anfang Juni 1964 nimmt Argo seine Hausband live in Washington, D.C. auf. Dass hier, wie beim anderen Haustrio von Argo, demjenigen Ahmad Jamals, Live-Aufnahmen eine gute Idee sind, wird nach ein paar Minuten im öffnenden „West Side Story“-Medley klar: die Stimmung ist toll, das Publikum (oder die Musiker?) rufen auch mal was rein oder juchzen, weil das so viel Spass macht. In the pocket ist das, Eldee Young und Red Holt machten sich ja später mit eigener Funk-Combo selbständig (und wurden von Cleveland Eaton/Maurice White abgelöst – White von Earth Wind & Fire). Lewis spielt singende Linien, tremoliert über die ganze Tastatur bis in den Bass, funkt herum, verbindet die Themen mit Blues-Riffs und mehr, während der Beat leicht bleibt, vor allem Young durchaus Gegenmelodien spielt, auch wenn er scheinbar nur begleitet. „West Side Story“ – genauer „Somewhere“, Maria“, „Jet Song“ und wieder „Somewhere“) heisst natürlich Drama, und as können die drei. Zwölf Minuten mit rauschendem Finale, dann verhalten weiter mit „People“ über einen Bossa, maximal relaxed. Auf der B-Seite geht es mit „Something You Got“ los. Es folgt eine ungewöhnliche Version von „Fly Me to the Moon“ als Rubato-Ballade. Dann „My Babe“ von Willie Dixon, eine Tour de Force für Eldee Young am gezupften Cello. Vor dem Closer, dem aktuellen Hit von Sammy Davis Jr., „The Shelter of Your Arms“ folgt noch das einzige Stück von Lewis, „The Caves“, ein langsamer Stoptime-Blues. Viel Pop also – und ich denke an den Kommentar von Michael Cuscuna über die Three Sounds nach 1962, denen er das vorwirft bzw. als Grund dafür nimmt, warum die Musik des Trios ab da nicht mehr so gut gewesen sei. Das ist natürlich Unsinn, wenn so gute Leute wie die drei hier (oder eben die 3 Sounds) das machen. Das wird trotz aller Grooves nie eintönig, und das faszinierende daran finde ich beim Wiederhören, dass in so einem Rahmen oft mehr Interplay passiert als z.B. bei den Alben von Hawes, Tyner oder Jack Wilson, die ich gestern hörte. Klar macht das Spass, klar ist das „to the people“ – da mag man, wie ich in jungen Jahren, die Nase rümpfen, aber das bringt halt auch nichts.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba