Antwort auf: Das Piano-Trio im Jazz

#12573797  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 69,788

vorgartenich glaube, gypsy und ich sind gerade im tunnel.

Ich tauche gleich kurz auf – muss kochen und essen und Netflix gucken … so prosaisches Zeug, wie er hier im Lyrik-Faden off topic ist ;-)

Aber eins ging grad noch:

McCoy Tyner Trio with Roy Haynes and Henry Grimes – Reaching Fourth | Bei Runde zwei im November 1962 ist dann wirklich Roy Haynes dabei, und am Bass Henry Grimes, der auf dem Cover als letzter genannt wird. Haynes spielt natürlich mehr nach vorn – aber ich finde den Vergleich hier wirklich interessant. Im Opener kriegen beide ihr Solo, Grimes greift zum Bogen und ist weniger überzeugend als Davis, bei Haynes spielt Tyner mit, es werden Fours oder Eights draus. Ein spritziger Einstieg und dieses Mal eine von nur zwei Eigenkompositionen. Tyner glänzt danach in „Goodbye“ mit verspielten Linien und Arpeggien, die sich um das Thema schmiegen, darunter ein Orgelpunkt vom Bass und dazu Besen von Haynes. Fred Laceys „Theme for Ernie“ im mittelschnellen Tempo beschliesst dann die erste Seite, mit einem starken (pizzicato). Teil zwei öffnet mit „Blues Back“ und der Komponist spielt auch den „low down“-Blues mit singendem Ton und schnörkellosen Linien, nur ein paar Funk- und Soul-Tönungen schleichen sich ein, wenn er Motive wiederholt oder einen Akkord einfärbt. Grimes spielt das halbe Tempo der anderen beiden, bis er im Solo dann selbst das schnelle Tempo übernimmt – und Haynes braucht eigentlich nur sein Hi-Hat mit dem Fusspedal zu schliessen und ist schon ultimativ hip. Für „Old Devil Moon“ findet man eine kleine kreisende Figur in den A-Teilen, die auch hinter Tyners Solo weiterläuft. Das swingt wenigstens so hart wie Ahmad Jamals bestes Trio (das im November 1962 schon Geschichte war – Israel Crosby starb bereits im August, aber er hatte Jamal ja noch zu Lebzeiten verlassen), ist dabei auch ebenso entspannt und … wie sagt man, „subdued“, aber nicht wie bei Clare Fischers Debut sondern eben wirklich mit einem „glow“, wie man ihn seit Teddy Wilson kennt. In der Mitte löst sich Grimes gekonnt vom Riff und fällt in Walking-Linien, während Haynes die Begleitung stets verändert und Tyner da und dort ein paar Block-Akkorde einstreut. Als Closer kriegen wir eine schnelle Version von „Have You Met Miss Jones“ mit exzellenter Besen-Arbeit von Haynes, der dann auch einige Runden Fours mit Tyner spielt. Die Alben tragen passende Titel – und ich bedanke mich herzlich bei Dick Katz: Projekt Tyners frühe Alben neu entdecken funktioniert.

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba