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Don Friedman Trio – Flashback | Neues Jahr, neues Trio – Plaza Sound im Mai 1963, Riverside natürlich, Friedman mit Dick Kniss (b) und Dick Berk (d) und zum Einstieg ins Album ein Bass-Intro, das erst allmählich den gespielten Song, „Alone Together“, offenbart. Dann mittelschnelles Tempo mit einem Groove à la Miles Davis Quintet von vor ein paar Jahren. Doch dann ein Wechsel: „Ballade in C-sharp minor“ nennt Friedman sein erstes Original hier – und das ist ein klasse Stück, auch wieder mit präsentem Bass – Kniss nahm hauptsächlich mit Peter, Paul & Mary und John Denver auf – interessant, dass der sich hier so hervorragend macht!
„Ochre“ und als Closer der Titeltrack sind die beiden weiteren bemerkenswerten Friedman-Stücke des Albums, und da offenbart sich nochmal deutlicher, wie eigenständig sein Spiel inzwischen ist. Dazu kommen sein „New Blues“ sowie die Standards „Wait ‚til You See Her“ und „How Deep Is the Ocean“. In den Standards sind die Parallelen zu Evans stärker hörbar, aber inzwischen auch eher oberflächlicher Natur. In „Ochre (Theme-Solo-Duet-Theme)“, einer AABA-Form ohne Changes und mit freien Soli, wie Dan Morgenstern in den Liner Notes Friedman zitiert, erkundet das Trio wieder andere Gefilde. Friedman öffnet das Stück, das sich frei anfühlt, ohne atonal zu werden, das zwischen impressionistischen Passagen und raschen Läufen wechselt. Dann ist der Bass an der Reihe, nur punktiert von den anderen beiden – das hat anfangs eine pastorale Färbung, wird dann aber dunkler, dichter. Ein starkes, langes Solo. Auch der Closer präsentiert zum Einstieg eine Art lyrischen Free Jazz, bevor das Tempo steigt – der Bass fällt in schnelle Walking-Linien, die Drums ziehen mit – und das Tempo wird allmählich langsamer, nur um dem Klavier zu übergeben, das wieder rasende Läufe spielt und Verdichtungen, bei denen es tatsächlich nahe liegt, dass Friedman auch schon Cecil Taylor gehört hat. Anderswo greift er für Klangeffekte auch mal ins Innere des Instruments, während der durchweg überzeugende Drummer auch zu Filzschlegeln greift und ebenfalls einiges an Effekten bietet.
Drei sehr unterschiedliche Alben, die alle hörenswert sind und wie mich dünkt auch eine ziemlich rasante Entwicklung dokumentieren. Der nächste Schritt waren dann drei Alben im Quartett mit Attila Zoller, von denen „Dreams and Explorations“ wie das letzte von Bill Evans noch 1964 für Riverside entsteht aber erst 1966 erscheint, als es das Label als solches nicht mehr gab. Wie Barry Harris kam Friedman dann auch noch bei Prestige unter, aber dort passte er nicht wirklich rein und es entstand nur ein Album – das dritte mit Zoller, unter dessen Namen dazwischen noch „The Horizon Beyond“ für Mercury eingespielt wurde … doch das ist off-topic hier, ein anderer Faden, dem ich mal wieder nachgehen möchte.
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