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Introducing …. Freddie Redd | Noch was aus den mittleren Fünfzigern, was ich übersprungen habe … das erste 10″-Album für Prestige entstand am 28. Februar 1955 bei Van Gelder mit John Ore und Ron Jefferson und ist vielleicht auch gleich gut zum Erklären, warum ich Redd bisher wohl übersprungen habe: die drei Blue Note-Alben mit McLean und Brooks mag ich echt gerne, aber als Pianisten finde ich Redd immer etwas langweilig. Schöner Touch, feine Kompositionen – aber irgendwie die Biedermeier-Version des Jazzpianos am Übergang von Bebop zu Hard Bop. Das ist sicher nicht ganz fair, zumal er schon sehr gut ist (zeigt er z.B. in der Ballade „The Things We Did Last Summer“, in der auch Ore super ist in der Begleitung – nie in den Vordergrund drängend, aber sehr präsent … fair, dass er gegen Ende auch ein paar Takte kriegt). Vielleicht versöhne ich mich mit dieser Trio-Session gerade, denn der Touch von Redd gefällt mir hier echt gut. Auch toll ist, wie er in seinem „Lady J Blues“ funky wird ohne seine Bud Powell-Wurzeln zu verraten und auch ohne in Klischees zu fallen. Kann sein, dass ich die Session zum ersten Mal ohne die 12″-Beigabe (die davor gestellt wurde) von Hampton Hawes mit Larry Bunker am Vibraphon höre, die halt zum Erfolg des ganzen auch nicht viel beiträgt (also: seit heute finde ich: deutlich weniger als die ganz gute Redd-Session – vielleicht muss ich jetzt das Trio-Album von 1971, das erste nach der langen Aufnahme-Pause in den Sechzigern, doch auch noch hervorkramen).

Freddie Redd in Sweden | Den Schweden-Ausflug von Redd und Tommy Potter hab ich irgendwie mit massiver Verspätung erst vor ein paar Jahren mal nachgeholt, weil eben. Joe Harris, ein Drummer, den ich auch nicht besonders mag, sitzt am Schlagzeug bei den Trio-Aufnahmen, die im September 1956 in Stockholm entstanden sind. Mit den Ausgaben ist es hier wieder schwierig, „Original“ und LP gibt es vermutlich nicht in einem, da die zwölf Stucke zunächst auf drei EPs erschienen sind (wie das „Album“ von Tommy Flanagan aus Schweden) … es gibt aber z.B. eine LP von 1958 auf Pye Nixa (England), mit sechs Trio-Aufnahmen und vier Stücken mit den Trompetern Benny Bailey und Rolf Ericson dazu:


Hier sind diverse Originals von Redd zu hören: „Dawn Mist“ zum Einstieg (auf der Bootleg-CD, die der Metronome-LP aus Japan von 1973 nachempfunden ist, die Prestige 10″ und noch zwei Stücke aus Schweden beigibt) erinnert stark an Powell, es folgt „Beautiful Adela“, später noch „Reminiscing“, „Blues X“, „A Night in Nalen“, „Blue Hour“, „Studio Blues“, „People’s Park“ und „Farewell to Sweden“. Dazwischen sind auch „I’ll Remember April“, „Bye, Bye Blackbird“ und „Get Happy“ eingestreut.


Hier setzt bei mir mir der Zeit wieder die Langweile ein – und ich kann echt nicht sagen, warum, denn wann immer ich aufmerksam lausche, gefällt mir sehr gut, was Redd spielt, wie er klingt … Potter (aus der Generation bevor der Bass im Modern Jazz spannend wird) und Harris (der mir oft zu laut und unsensibel ist, daher mag ich ihn nicht so) machen ihre Sache auch ganz gut … aber ich finde das alles etwas eintönig, etwas gleichmässig. Die Bonustracks der Lonehill-CD, live aus dem Folkets Park in Varnama von Ende Juli, sind „I’ll Remember April“ (da riffen aber auch noch leise ein paar Bläser mit) und das noch nicht gehörte „These Foolish Things“ (ein Bass-Feature, die Bläser spielen am Ende einen Ton), auch mit Potter/Harris.

Freddy Redd Trio – San Francisco Suite for jazz trio | Gegen das Cover kann man echt nichts sagen, aber es wirkt halt so bunt und brav und aufgeräumt, und das passt wiederum nicht schlecht zu meinem Eindruck von Redds Musik, wenn er eben keine tollen Bläser in seiner Band hat. Stattdessen sind hier, am 2. Oktober 1957 im Studio in New York (ist ja ein Riverside-Album, das eingekaufte Cover-Foto von Magnum hat Dennis Stock gemacht) George Tucker und Al Dreares dabei – ein starker, aber für meine Ohren nicht so für diesen Rahmen geeigneter Bassist und ein eher unauffällig agierender Drummer. Wenn der Produzent des Albums, Orrin Keepnews, die halben Liner Notes darüber spricht, dass Redd sich vielleicht nie durchsetzen werde, aber aktuell eine frische Stimme sei, dann ist er sich selbst wohl höchst unsicher … und versucht genau das zu tun, war er am Ende als nutzlos beschriebt, nämlich Neulinge dem Publikum ans Herz zu legen. Mein Biedermeier-Eindruck kommt vermutlich am stärksten von hier, von der Titelgebenden Suite, 13 Minuten lang, hübsch durchstrukturiert, auch mal etwas Celesta (nicht in den Credits), Um-Pa-Rhythmen und „I Got Rhythm“, das in einen bluesigen Gospel abdriftet. Danach gibt es drei Standards („By Myself“, „Ol‘ Man River“ und „This Is New“) sowie drei Originals von Redd, darunter als Closer auch eins namens „Nica Steps Out“ (ob das, wie anzunehmen ist, für Pannonica de Koenigswarter ist, weiss ich nicht, Keepnews schreibt nichts dazu). Das und „This Is New“ direkt davor sind hier glaub ich meine Highlights.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba