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Centipede – Septober Energy | Elton Dean ist hier auch wieder dabei – aber das ist ein Tippett-Ding, monumental und ausschhweifend, in alle Richtungen überschwappend … ich mag die Passagen mit Flow am besten, anderswo gibt’s Art Rock oder Cabaret und auch mal etwas Circus, dann wieder eher Klassik und manchmal auch dichte, freie Passagen, in denen die mehreren Dutzend Musiker*innen alle aufs Mal auszuflippen scheinen. Und das Studio wird auch als Instrument eingesetzt, nicht nur mit Cuts und Überblendungen (Robert Fripp hat produziert, Mike Thompson war der Tonmann). Die Band ist so gross, weil es neben einem Streicher-Block (13 Violinen, 6 Celli) und Blech (5 Trompeten, 4 Posaunen) pro Sax eine Section gibt (4 Alt, 4 Tenor, 3 Bari), dazu Gitarre, Bassgitarre, 5 Kontrabässe, drei Drummer, fünf Sänger*innnen (Maggie Nicols, Julie Tippets, Mike Patto, Zoot Money, Boz)und natürlich Tippett am Klavier. Paul Nieman (tb) und Fripp (g) haben die Sessions verpasst, ersterer wegen irgendwelcher Prüfungen, letzterer weil es im Kontrollraum so viel zu tun gab, dass er gar nie auf die andere Seite der Scheibe wechseln konnte.
Gekauft habe ich das (im 2022er Esoteric/Cherry Red 2-CD-Reisssue) – wie das González-Album mit Moholo – als ich neulich die Exilanten aus Südafrika vertieft habe, denn hier sitzt auch Mongezi Feza in der Band. Er kriegt einen Spot, in dem er gemeinsam mit Gary Windo durch die Decke geht.
Mir ist das insgesamt etwas zu viel, aber es gibt zahlreiche grossartige Passagen – und in denen, die mir am besten gefallen auch lose Parallelen zu Carla Bley, bilde ich mir ein, vielleicht auch Spuren von Gil Evans, was schon irgendwie passt, denn u.a. ist ja auch Robert Wyatt (einer der Drummer) dabei. Und natürlich ganz viele andere Leute, die man aus all den Bands zwischen Soft Machine, der Brotherhood of Breath und was weiss ich woher überall kennt: Elton Dean, Ian Carr, Mark Charig, Karl Jenkins, Brian Smith, Allen Skidmore, Larry Stabbins, Nick Evans, Paul Rutherford, Harry Miller, Jeff Clyne, John Marshall … dass Deans Solo auf der vierten Seite ein Highlight ist, braucht vermutlich nicht extra erwähnt zu werden.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #167: Jazz-Neuheiten 2025 - 11.11., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba