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lotterlotta
….schade, hätte ich von der steve mcqueen“bass“ installation in basel schon im juni gehört, wäre ich auf dem heimweg aus frankreich da vorbeigeschneit, nun bleibt wegen enjoy jazz bis mitte november keine zeit mehr dafür…trotzdem danke -@.gypsy-tail-wind für die eindrücke….
Im Juni wusste ich selbst noch nichts davon, las erst später drüber. Hatte das Schaulager bisher auch gar nicht auf dem Schirm gehabt.
Webber/Morris Big Band – Unseparate | Der Neuheiten-Sonntag neigt sich dem Ende zu … dieses lange Album lief am Nachmittag noch und gefällt mir vom ersten Eindruck her sehr gut. Irgendwie höre ich eine gewisse Verwandtschaft mit der Musik von Threadgill, diese Arbeit im Kleinteiligen, in der Melodie und Rhythmus nahezu verschmelzen, finde ich teilweise auch hier wieder – doch das hat einen ganz anderen Klangcharakter, eine voll besetzte Big Band (4-4-6 – weil die Leaderinnen sich wohl als Dirigentinnen abwechseln und es daher ein Tenorsax mehr braucht – und 5 Rhythmus mit Gitarre und Vibraphon) und damit ein ganz anderer Sound als auf dem jüngsten Threadgill-Opus. Da ist sehr viel Musik drauf, zum Einstieg gleich mal vier „Just Intonation Etudes for Big Band“ von Webber, zusammen um die 25 Minuten, und mehrere weitere Stücke dauern um die zehn Minuten. Dazwischen gibt es auch ein paar ganz kurze Stücke, und es gibt viel aufgekratztes Blech, glänzen in die Höhe steigende oder nervös tänzelnde Trompeten, wuchtige klangmalerische Posaunen … für sich selbst beanspruchen die Leaderinnen wenig Raum, Webber ist zweimal zu hören (einmal mit einem tollen Flötensolo), Morris sogar nur einmal.
Tomas Fujiwara – Dream Up | Danach wollte ich eigentlich mit dem neuen von Adam O’Farrill weitermachen, aber das ist nochmal 70 Minuten und funktionierte irgendwie nicht … also was ganz anders zwischendurch („Primo libro“ von Rolf Lislevand auf ECM – wirklich exzellent @vorgarten!) und jetzt Schlagzeugmusik von und mit Tomas Fujiwara (am Drum-Kit) sowie Tim Keiper (Donso Ngoni und Kamale Ngoni – das sind natürlich keine Trommeln sondern Saiteninstrumente, die Ausnahme hier – , Calabash, Tempelblock, Timbales, Djembe, Kastagnetten, Balafon, found objects usw.), Kaoru Watanabe (Ojime Daiko und Uchiwa Daiko, Shime Daiko – Trommeln aus Japan – und dazu Shinobue, eine japanische Querflöte), sowie Patricia Brennan am Vibraphon. Es gibt also da und dort Bassläufe, oder twangy Töne der kleinen Kamale Ngoni in der mittleren Lage, da und dort eine Flötenmelodie und zu Vibraphon-Ostinati auch mal noch ein Balafon … es gibt gestimmte Trommeln in allen Höhen (teils setzten sich die Bässe auch aus Trommeln zusammen) und vermutlich immer wieder ein wenig was an Overdubs … und es gibt neun Stücke in einer Dreiviertelstunde, nur der neunminütige Closer ist richtig lang. Was es leider nicht gibt ist ein Booklet oder Liner Notes, in der ein paar Sätze zur Musik zu lesen sind … aber wenn in dieser Rezension M’Boom und Bobby Hutchersons Blue Note-Alben erwähnt werden, leuchtet das beides sofort ein. Brennan ist zwar nur insofern die Lead-Stimme, als sie ständig Melodien kriegt, aber die repetiert sie ohne virtuos zu solieren und aus dem Drum-Gefüge auszubrechen, in das sie manchmal auch nur mit einzelnen Tönen oder kleinen Riffs eingebunden bleibt. Und sie spielt das Vibraphon ohne den schillernden Vibrato-Waber-Sound – eben wirklich wie Hutcherson es auch oft tat: klar, fast wie Glocken.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #166: First Visit: Live-Dokumente aus dem Archiv von ezz-thetics/Hat Hut Records - 14.10., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba