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In die Sonne schauen (Mascha Schilinski, 2025) 8,5
Sêrâ-fuku to kikanjû = Sailor Suit and Machine Gun (Shinji Sômai, 1981) 7,5
Ty – Kosmos = U Are the Universe (Pavlo Ostrikov, 2024)7,5
Miroirs No. 3 (Christian Petzold, 2025) 7,5
Tôkyô jôkû irasshaimase = Tokyo Heaven (Shinji Sômai, 1990) 7,5
El jockey (Luis Ortega, 2024) 7,5
Ohikkoshi = Moving (Shinji Sômai, 1993) 8,5
The Trouble with Harry (Alfred Hitchcock, 1955) 8,0
Solo Sunny (Konrad Wolf, 1980) 9,0
Fremde Stadt (Rudolf Thome, 1972) 7,0
Sotto le nuvole (Gianfranco Rosi, 2025) 8,0
Fabula (Michiel ten Horn, 2025) 6,0
Wieder viel zu viel Zeit vergangen seit meinem letzten Post in diesem Thread. Kinomäßig passiert gerade viel in Köln. Der Filmclub 813 ist in die Herbstsaison gestartet, mit Hitchcock, Konrad Wolf und Rudolf Thome. Rudolf Thome wollte eigentlich sogar selbst kommen, erholt sich aber zur Zeit noch von einer überstandenen Lungenentzündung. Im Japanischen Kulturinstitut läuft die Reihe zu Shinji Sômai, und vorgestern ist das Film Festival Cologne gestartet. Leider habe ich nicht immer Zeit, alles zu sehen, was mich interessiert – aber wer hat die schon?
Ein Highlight war „In die Sonne schauen“ von Mascha Schilinski, der über mehrere Generationen hinweg die Geschichte der Bewohner eines Bauernhofs in der Altmark, einer Landschaft im Norden von Sachsen-Anhalt, erzählt. Die Zeitebenen wechseln dabei ständig, und manchmal braucht man ein wenig Zeit, um sich zu orientieren. Insgesamt ziemlich beklemmend wegen der Vielzahl an menschlichen Abgründen, die sich da auftun.
Shinji Sômai kann man, glaube ich, als Coming-of-Age-Spezialisten bezeichnen. Ich hatte letztes Jahr schon „Typhoon Club“ von ihm im Kino gesehen, der ziemlich toll ist. Innerhalb dieses Genres gibt es dann aber eine riesige Bandbreite an Variationen – vom weiblichen Teenager, der einen heruntergekommenen Yakuza-Clan „erbt“, über ein Werbe-Model, das bei einem Unfall ums Leben kommt und zurück auf die Erde geschickt wird bis hin zu einem Mädchen, das die Trennung seiner Eltern verarbeiten muss. Dabei stechen die Filme visuell immer heraus. Bei „Sailor Suit and Machine Gun“ fühlte ich mich an die Genre-Dekonstruktionen von Seijun Suzuki erinnert. Möglich aber auch, dass hier nur ein junger Regisseur ausprobiert hat, was alles so geht. „Tokyo Heaven“ verwebt gelungen Humor und Ernsthaftigkeit (es geht unter anderem um sexuellen Missbrauch), und „Moving“ ist einfach nur toll von vorne bis hinten. Leider ist Sômai viel zu früh verstorben, mit nur 53 Jahren.
Den neuen Petzold fand ich gut, aber nicht überragend. Dafür war er mir dann doch etwas zu simpel gestrickt.
Von Konrad Wolf hätte ich gerne mehr gesehen, aber es hat nur zu „Solo Sunny“ gereicht, den ich schon kannte und sehr mag. Ein ganz wunderbares und einfühlsames Künstlerinnen-Außenseiter-Drama mit einer überragenden Renate Krößner in der Hauptrolle als widerborstige Schlagersängerin Sunny.
Und schließlich ist das Film Festival Cologne für mich ziemlich gut gestartet mit der neuen Doku von Gianfranco Rosi. Sein Film „Fuocoammare“ („Seefeuer“) über Lampedusa ist für mich ein ziemliches Highlight des vergangenen Kino-Jahrzehnts. In „Sotto le nuvole“ beschäftigt er sich mit dem Großraum Neapel und verwebt Erzählstränge um Grabräuber, Archäologen, die Feuerwehr und syrische Schiffsbesatzungen. Ziemlich toll und mit starken Bildern. Ab und zu ist aber auch mal etwas zu offensichtlich inszeniert.
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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"