Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert › Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert
vorgarten16
BRILLIANT CORNERS
monk, rollins, henry, terry, pettiford, chambers, roach, keepnews, higgins (9. & 15.10. / 9.12.1956) (…)
Thelonious Monk, mein alter Held!
Dieses Album gehörte zu dem ganzen Stapel Monk-CDs, die ich in den 90ern bei Zweitausendeins gekauft habe. Habe Monk damals hoch und runter gehört, bis irgendwann der Sättigungseffekt einsetzte. Aber Brilliant Corners war mir dann doch so lieb, dass ich die alte CD in den 2000ern durch ein Remaster ersetzte. Zum Glück gibt mein alter obere untere Mittelklasse-Verstärker das für meine Ohren überzeugend wieder. Nur die frühen Blue Note-Aufnahmen von Monk waren mir auch noch so kostbar, dass ich sie mal durch eine neuere Ausgabe ersetzte. Aber letztere qualifizieren sich nicht für diese Liste, da sie ursprünglich nicht als Album veröffentlicht worden waren.
Man hört Brilliant Corners an, dass man Monk hier endlich mal und demonstrativ ohne Kompromisse präsentieren wollte. Das Titelstück ist noch vertrackter als man es von Monk sowieso schon gewohnt ist, der Bolivar Blues wird breit ausgewalzt und die Band kostet diesen behäbigen, fast schon karikaturhaften und grotesken Blues voll aus. Sonny Rollins ist der ideale rauhe und zupackende Saxofonist dafür. Mit Pannonica ein drittes erstmalig aufgenommenes Stück, ein Standard solo Piano und dann mit Bemsha Swing noch ein damals schon bewährtes Schlachtross. Jedes der Stücke hat was originelles. Das volle Programm!
Wirklich kein easy listening. Muss damals noch schwerer verdaulich gewirkt haben als heute, stellt sich in den Gehörgängen etwas quer und ist eine Herausforderung. Manchmal wirkt das auf mich fast schon etwas überambitioniert – das Titelstück zu spielen, war ja offenbar auch nicht ganz unproblematisch. Aber egal: Es ist mutig gewesen, das aufzunehmen und zu veröffentlichen und auch beim Wiederhören nach einigen Jahren bleibt Brilliant Corners in seiner sperrigen Art bei mir hängen.
Um die alte Mikulski-LP beneide ich Dich!
--
“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)