Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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gypsy-tail-wind
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Um wieder on topic zu kommen: schöner Text zu „Money Jungle“! Ich glaub schon, dass da eine innermusikalische Spannung in der Luft liegt, zwischen Roach und Mingus und ihren Vorstellungen von „time“ … und dass die dadurch entstehende Reibung Teil des Erfolgs des Albums ist (das ich mit 15 oder so in der erweiterten CD-Version entdeckte und quasi auswendig kenne). Und ich würde das mit Monk und Nichols und Ellington auch umdrehen, zumindest in beide Richtungen öffnen wollen, mit der Behauptung, hier kriege man den Ellington zu hören, der eben gerade für die verschrobenen Pianisten der jüngeren Generation durchaus ein Vorbild war mit seinem akkordischen Spiel voller sehr eigener Voicings … ein Klavierspiel voller Eigenheiten, wie es sie bei Waller, Hines, Wilson, Garner etc. nicht gibt. Ellington der Modernist. Und „Money Jungle“ ist die Chance, das alles verdichtet wie unter dem Brennglas hören zu können. Und dazu brauchte er zwei starke Partner, die zwar (bestimmt!) nicht angstfrei in die Session gingen – aber das Kalkül ging auf. Keine anderen Small Group-Session bringt die ganzen Eigenwilligkeit von Ellington dem Pianisten so schön heraus (nicht solo oder in Duos mit Bassisten oder in anderen Trios – die ja in der Regel einfach mit den jeweiligen Rhythmusgruppen seiner Band entstanden: Wendell Marshall und Butch Ballard, Aaron Bell oder John Lamb und Sam Woodyard) – aber das war dennoch alles irgendwie da: die Rhythmen, die Akkorde, die Attacke, die Pausen, der Drive sowieso …

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #166: First Visit: Live-Dokumente aus dem Archiv von ezz-thetics/Hat Hut Records - 14.10., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba