Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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gypsy-tail-wind
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Ich hab mich da wohl etwas ungünstig ausgedrückt: bei Adderley meinte ich durchaus die Rolle im Sozialen, bei Evans/Coltrane allerdings die rein innermusikalische. Also: bei solchen „Angeboten“ hätten sie den Platz besetzt und Dinge angeboten, die Adderley (und vielleicht auch Davis) möglicherweise eingegrenzt hätten, weil sie mehr beitragen konnten, anderes hörten, was über den Horizont (oder die Angebote) von Davis und Adderley hinausgehen. Adderley ist ja schon ein Lick-Spieler … davon merkt man aber auf keinem Album so wenig wie hier, und ich vermute auch da, dass das schlicht an der Konstellation liegt. Hank Jones wurde ja schon erwähnt, der ist so laid-back und macht sein Ding mit Neugierde und Offenheit und einem irrsinnig schönen Sound (was ja echt keine Van Gelder-Spezialität war, Klavier gut aufnehmen, aber ich meine schon auch die Klangpalette von Jones, die reicher ist als die fast aller Jazzpianisten) … vielleicht nochmal anders formuliert und bestimmt auch übers Ziel hinausgeschossen: Davis und Adderley können sich hier komplett angstfrei verhalten, und das zeitigt andere Resultate als wenn der Lehrer aus Florida neben dem (musikalisch!) einschüchternden Coltrane steht und Davis den Boss raushängen lassen muss. (Und wenn Adderley der Boss war, dann fällt er halt auch in seine Licks, das ist dann auch irgendwie der Kitt. Ich mag Adderleys „bag of licks“ wirklich sehr gerne, aber dass er sin Licks-Musiker ist muss ich ja nicht verschweigen, bloss weil ich sein Spiel so gerne mag; da ist er dann wieder der „beste vs. liebste“-Diskussionsstrang …)

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