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Danke für die jüngsten Texte – sie zu lesen ist wie eine Entdeckungsreise durch längst vertraut geglaubtes Territorium, das man neu wahrnehmen kann mit Deiner Hilfe bzw. den von Dir formulierten Wahrnehmungen und Vorschlägen. Wirklich sehr bereichernd.
Das „Brilliant Corners“ klickt, freut mich natürlich sehr … aber aufschlussreicher ist für mich die andere (als meine eigene) Annäherung an „Giant Steps“, das ich mir echt erarbeiten musste. Wobei gerade „Naima“ und „Syeeda’s Song Flute“ da immer schon meine … Anker waren, die Stellen, an denen mich das Album immer hatte. Die Ballade stammt ja wiederum von den „Coltrane Jazz“-Sessions – und das ist ein Album, für das immer eine Lanze zu brechen gewillt bin, viel zu selten gewürdigt zwischen den Grosstaten, weil es selbst keine Riesenschritte und keine Exotismen (Olé, India, Africa) anbietet … aber das alles ist natürlich trotzdem da (und nein, es wäre auch bei mir in keiner Jazz Top 100 – aber die Alben, die ich am liebsten höre sind ja nicht unbedingt, diejenigen, die mir den grössten Respekt abnötigen, sind nicht unbedingt die mit den grossen Innovationen, die halt bei solchen Unterfangen stets vorn dabei sind … die ewigen Fragen nach „besten“ und „liebsten“ und wann oder warum oder bei welchen Künstler*innen das dieselben sind und bei welchen eben nicht).
Wegen Miles, der Essenz bei Adderley: vielleicht ist das gerade das Geheimnis: er trägt nicht die Last des Leader-Seins und kann auch schon mal was Modales mitbringen und ausprobieren – ohne die Platzhirsche dabei zu haben (Evans, Coltrane), aber mit demjenigen aus der eigenen Band, der immer dafür besorgt ist, dass es allen Beteiligten gut geht (ich weiss nicht, ob das stimmt, aber so stelle ich mir Adderleys Rolle im sozialen Gefüge des Sextetts auf jeden Fall vor). Der Prinz der Dunkelheit kommt und ist willkommen (!) und packt seine Trompete aus und guckt mal, was so geht … das konnte er als Leader nicht oder zu dem Zeitpunkt nicht mehr, viel zu aufgeladen waren seine Sessions, zu hoch die Erwartungen, spätestens seit dem Wechsel zu Columbia: jedes Album ein neues Statement, eine Innovation, ein Schritt weiter auf dem Weg. So irgendwie erkläre ich mir jedenfalls diesen zugleich so entspannten und so fokussierten Auftritt von Miles Davis.
Dass Du bei der Brackeen-Band Blakey meintest, war mir natürlich klar – aber falls Dir die Aufnahmen mit Getz mal begegnen, würde ich gerne Eindrücke hören, weil ich da irgendwie noch nicht so ganz dran heran komme.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #166: First Visit: Live-Dokumente aus dem Archiv von ezz-thetics/Hat Hut Records - 14.10., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba