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SOMETHIN‘ ELSE
adderley, davis, jones, jones, blakey, lion, van gelder (9.3.1958)
wie viele hardbop-alben in der besetzung tp-sax-p-b-dm gibt es? und warum ist gerade dieses album something else geworden? ich teile diesen konsens natürlich, trotzdem finde ich eine erklärung schwierig. gut, die akkordfolgen des titelstücks sind wirklich verrückt, kunstvoll off, wobei ich das bei den solisten für eine studie im aushalten von spannung halte, aber es gibt ja auch noch einen bassisten, der tatsächliche harmonien spielt – wie kriegt der das hin? ansonsten: drei standards, zwei davon gehören zu den meistgespielten überhaupt, der dritte, „dancing in the dark“, war gerade durch die verfilmung von THE BANDWAGON populär. schließlich ein zum souljazz herüberschauender track mit call & response, auch das gerade bei blue note nichts ungewöhnliches. warum also funtkioniert dieses album so gut, jedes mal, egal, in welcher stimmung man ist? es sind vielleicht kleinigkeiten, arrangements, in denen manchmal was unerwartetes passiert, ein klavierintermezzo, dass die drei solisten noch ein zweites mal solieren, der moll-vamp bei „autumn leaves“, und: dass die themen zumeist vom gast vorgestellt werden, so dass der nominelle leader sich davon absetzen kann. aber vor allem ist der sound besonders: die zurückhaltungen im spiel, die ein echo erzeugen, das man tatsächlich hört. die enge mikrofonierung der leisen töne, der raumsound, wenn es laut wird. sowas kriegen diese musiker von sich aus hin, das brauchte bestimmt keinen besonderen aufbau von van gelder. aber warum klingt das klavier hier besser als auf anderen blue-note-aufnahmen? wieso spielt ausgerechnet hier miles die miles-essenz? hier flashen mich wirklich alle, auch der bassist, der im mix ausgesprochen präsent ist. einziger wermutstropfen: die ballade. „dancing in the dark“ ist eine lieblingskomposition, und auch wenn es dunkel ist, muss darin weiter getanzt werden. miles davis beruft sich auf sarah vaughans interpretationen und setzt auf entschleunigung. für mich geht da das besondere des songs verloren. aber trotzdem ist adderleys performance toll, kein tanz, eine gestandene klage im dunkeln.
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