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GIANT STEPS
coltrane, flanagan, kelly, chambers, taylor, cobb, ertegün, dowd (4. & 5.5., 2.12.1959)
vom schlusspunkt OLÉ zurück an den anfang bei atlantic und ins wilde jahr 1959 – ebenfalls im mai nimmt ornette coleman THE SHAPE OF JAZZ TO COME auf, mit dem ersten session-tag zu MINGUS AH UM gibt es sogar eine überschneidung (5.5.). coltranes riesenschritte sind aufnahmen wie im rausch, mit countdown zum sprung und spiralen im freien flug. drei rhythm sections werden ausprobiert, die perfekte ist auch am ende wohl nicht dabei. aber ich höre trotzdem fasziniert zu, wie sich flanagan da bewegt: er probiert aus, bricht ab, findet die richtigen akkorde nicht, bleibt aber am ball und verliert seine eleganz nicht – das ist irgendwie verlorengegangen, ich höre das auch bei hank jones oder red garland, die perkussiven linien mit dem leichten touch, mit nur wenigen füllakkorden. in coltranes rausch hat das kaum luft, aber der ist sowieso auf seinem eigenen trip, mit der schwebeballade „naima“, das wie ein ufo dazwischen sitzt (sehr tolle begleitung von cobb), als atempause. von KIND OF BLUE aus scheint sich das alles deutlich abzusetzen, aber eigentlich geht die reise ja nochmal woanders hin – das lockere bluesthema „mr. p.c.“ könnte schon die ausufernden exkursionen vertragen, die bald kommen werden („chasin‘ the trane“); der b-teil von „syeeda’s flute theme“ hat schon drone-elemente. aber das ganze album ist auf besondere art und weise in bewegung, es hat keinen langweiligen moment, jeder übersprung erzeugt eine neue pirouette, die noch nicht weiß, wo sie landen wird. von der energie ist noch nichts verpufft, sie überrascht mich bei jedem hören aufs neue. ein sehr lebendiger klassiker.
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