Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert › Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert
18
OLÉ COLTRANE
coltrane, hubbard, lane a.k.a. dolphy, tyner, workman, davis, jones, ertegun, ramone (25.5.1961)
ich habe das album immer als ergebnis einer schnellen session gehört, 2 tage nach AFRICA/BRASS (schon für das neue label). noch schnell was für atlantic aufnehmen, im gleichen geist (drones, akkordreduktion, 2 bässe), dafür ein paar mitspieler mitnehmen, das erste stück auf plattenseitenlänge ausdehnen. schöne, entspannte stimmung, interessantes experiment, aber kein klassikerstatus für mich, auch nach dem gestrigen wiederhören nicht.
im titelstück fühle ich mit dem pianisten mit, der 500 variationen über einen akkord (und sein phrygisches pendel) spielen muss – und auch, wenn im coltrane-solo nach 13,5 minuten nochmal ordentlich die post abgeht, kann das stück vorher für mich die spannung nicht halten. die interessanteste bewegung passiert eigentlich durch die zwei bässe, die ziemlich frisch über ihre rolle nachdenken – aber auch jones wacht eigentlich erst auf, wenn der chef ansetzt.
„dahomey dance“ gefällt mir besser, mit den verteilten stimmen im thema, mit dem kantigen solo dieses von der jazzgeschichte vergessenen, aber sehr talentierten george lane (haha). im hubbard-solo passiert aber etwas interessantes, er spielt plötzlich über blues-akkorde und der pianist folgt ihm, für mich ein hinweis darauf, dass die 1-akkord-idee bei der session nicht wirklich gut etabliert wurde. und der closer, tyners „aisha“, folgt diesem konzept ohnehin überhaupt nicht, das hat ja genau die überfülle von akkorden, die coltrane eigentlich vermeiden wollte.
das alles wäre allerdings überhaupt kein grund, um dieses album und speziell „olé“ nicht zu lieben. vielleicht sperrt sich in mir da etwas durch meine gitarristische vorprägung – mit diesen akkorden fängt man da ja oft an, sie sind auch überhaupt nicht kompliziert zu greifen, und irgendwann wird es zum klischee. aber vielleicht funktioniert auch der modale take auf den phrygischen modus für mich nicht, mir scheint das ein missverständnis, weil er mehr einengt als befreit – wenn man dagegen „india“ hört, macht das alles mehr sinn, da muss man nur die soli von dolphy nebeneinanderlegen. aber ich weiß, sowas ist subjektiv. und ich werde weiterhin OLÉ auflegen und dabei vor allem zwei bassisten zuhören.
--