Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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friedrich

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vorgarten24
MIDNIGHT BLUE
burrell, holley, english, turrentine, barretto, lion, van gelder (8.1.1963)
endlich ein gitarrenalbum! (…) burrell nimmt für sein blues-album sein eingespieltes trio und lädt zwei gäste dazu, der eine naheliegend (turrentine), der andere kein bisschen naheliegend (barretto). man muss beim ergebnis über erotik sprechen, über eine masterclass in spannungsvoller zurückhaltung, die man auch „laszivität“ nennen könnte. (…) ein blaues feuer, reduziert, ein bisschen müde, ein bisschen unstet im wechsel von wisperern und aufschrei. das ist die große kunst des gitarristen, der sprechende linien spielt, in denen zwischen forte und dreifachem pianissimo eine menge bewegung ist (…) die gitarre produziert hier nicht nur notierfähige töne, sondern wellen, seufzer, räusperer, ein gähnen manchmal. …) – ist das hier von immer noch frischer zurückhaltung, die eine zurückhaltung vor dem sprung ist, kein verschwitztes bad im eigenen saft reid miles hätte auch ein pinkes cover mit kleinen blauen akzenten machen können..

Dann hätte das Album vielleicht Midnight Pink geheißen? ;-)

Spaß beiseite: Eine sehr schöne Würdigung dieses Albums! Das schwül-warm brodelnde understatement der Platte hast du gut beschrieben. Ich glaube, ich hatte das minimalistisch getupfte Gitarren Solo-Stück Soul Lament mal in einen Blind Fold Test geschmuggelt. Da ist auch mehr Sehnsucht und Erwartung als Erfüllung drin. Eigentlich sogar Verlust. Schön auch, dass Stanley Turrentine in dieser Top 100 mal Erwähnung findet – wenn auch nur als sideman. Eigentlich hätte er auch eine Nennung als leader verdient.

lotterlotta…..schön, vielleicht versteh ich jetzt warum das album in allen bestenlisten auftaucht….

Midnight Blue macht es dem Hörer eigentlich sehr leicht, es zu lieben, finde ich. Geht leicht ins Ohr und setzt sich da nachhaltig fest. Cool groovend, mit Neigung zu Soul Jazz, fast schon gefällig aber ohne leichtgewichtig zu sein.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)