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Oliver Jones – Just 88 | Oliver Jones war schon Ende Fünfzig, als er sein zweites Solo-Album einspielte – zehn Jahre nach dem ersten und elf nach seinem späten Debüt. Bei einer Session in den Ultrasonic Studios in New Orleans im Oktober 1992 entstand der grössere Teil von „Just 88“, für das er besser vorbereitet und mit mehr Selbstvertrauen zur Sache gegangen sei, als beim Vorgänger. „For this recording, I have picked some of my favourite standards that I have wanted to record for some time, as well as a few tunes of my own.“ – Die drei eigenen Stücke nahm er allerdings in den Tempo Studios in Montréal im Februar 1993 auf. Das Album erschien im selben Jahr in Kanada bei Justin Time und vermutlich ein Jahr später (sagt die CD, Discogs sagt 1993) bei Enja in Deutschland. Ich kriege Jones, den ich in diesem Faden schon mal vorgestellt habe, nicht wirklich zu fassen (das Album lief die Tage schon und auch vor einiger Zeit bereits ein paar Male) – ich kann gerade bei diesem Solo-Album nur schwer mögliche Referenzen nennen … es sind andere quasi zeitlose Leute wie Tommy Flanagan oder Hank Jones, wobei in der Reichheit der Klangfarben die beiden (natürlich nicht verwandten) Joneses näher beieinander höre als Flanagan. „My Old Flame“ in der Mitte des Albums gefällt mir ausgezeichnet, andere Highlights. In seinem eigenen „Dizzy-Nest“ kommen die karibischen Wurzeln ein wenig zum Vorschein – und direkt danach geht es weiter nach Brasilien mit dem Bossa-Klassiker „How Innsensitive“ – das ist ein sehr schönes Segment mittendrin im Album, das dann in das ruhige „After All These Years“ von Jones mündet, das letzte seiner Originals (das erste ist „Blues for Laurentian ‚U'“ am Ende des ersten Drittels).
Zwischen den ganzen Klassikern – noch nicht erwähnt habe ich: „It Could Happen to You“, „Willow Weep for Me“, „But Not for Me“, „You Stepped Out of a Dream, „I’m Getting Sentimental Over You“ und „How Hight the Moon“, eine wirklich schöne Auswahl! – gibt es eine Rarität, die mir gar nichts sagt: „Passing Thought“, das zweitletzte Stück mit dem Credit „Bell/Kenyatta“. In der ACE Repertory (BMI/ASCAP) Datenbank finde ich ein solches Stück, komponiert von Aaron Bell, getextet von Carla A. Huston. Bell, der einstige Ellington-Bassist (Fans von modernem Jazz von „Ellington with Coltrane“ bekannt), hat wohl tatsächlich für ein paar Theaterstücke Musik geschrieben, sagt Wikipedia, und ich finde zudem eine Konzertkritik von Thomas Cunniffe von letztem Herbst, in dem er das Stück „Passing Thoughts“, einen „medium blues by Aaron Bell“ (mit Link auf die Wiki-Seite) bei einem Auftritt von Ken Peplowski erwähnt. Ein Medium Blues ist das mit fast acht Minuten (nicht 7:22 wei im Booklet steht) wirklich – und zusammen mit dem folgenden „How High the Moon“ ein exzellenter Abschluss dieses schönen Albums.
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P.S.: noch ein Album von Oliver Jones, das Enja aber nicht übernommen hat: From Lush to Lively
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #166: First Visit: Live-Dokumente aus dem Archiv von ezz-thetics/Hat Hut Records - 14.10., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba