Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Arthur Taylor’s Wailers – Wailin‘ at the Vanguard | Ich kreise um Enja herum … letzte Runde bevor dieses Jahr der Schmortopf zum ersten Mal zum Einsatz kommt. Abraham Burton, Willie Williams, Jacky Terrasson und Tyler Mitchell waren dabei, als Verve Ende August 1992 zwei Abende im Birdland dabei war, um den Nachfolger zum Enja-Album „Mr. A.T.“ live aufzunehmen. Es gibt ein „Street Intro“, mit dem man den Weg in den Club findet, ein mehrmals zu hörendes „Bridge Theme“ von Walter Bolden, dem Hauskomponisten der Band, Ansagen von Taylor und auch mal einen kurzen „interchat“ – die gute Stunde ist also nicht nur Live-Album sondern auch eine Art Hörfilm, auf den alle Elemente eines Gigs gebannt werden sollen. Los geht es dann erst nach drei Minuten im fünften Track, „Dear Old Stockholm“ – und klar: da guckt Miles Davis von irgendwoher zu (auch wenn wer bei Verve „Stan Getz“ als Composer Credit ins Booklet geschrieben hat) … zwischen den folgenden Bolden-Tunes („Stressed Out“ und „Mr. A.T. Revisited“) ist Taylors einstiger Boss Bud Powell mit „So Sorry Please“ vertreten (und das „Bridge Theme“ erklingt direkt danach auch ein zweites Mal). Mit „Sophisticated Lady“, „In a Sentimental Mood“ und „Chelsea Bridge“ (das erste Stück gehört Terrasson, die folgenden beiden den Saxophonisten) folgt dann ein Ellington/Strayhorn-Medley, bevor der „Harlem Mardi Gras“ von Bolden (Calypso-Rhythmen im Wechsel mit 4/4) und ein kurzer Closer mit dem „Bridge Theme“ und „Salt Peanuts“ das Album beschliessen. Eine ziemlich aufwändige Produktion dünkt mich, mit einem Interview im Booklet, das Peter Pullman mit Taylor führte, der obendrein die ganze Musik arrangiert hat. Ein umfassendes Portrait also, das den jungen Veteranen – Taylor war erst 63 Jahre alt, er starb mit 65 – in allen Facetten vorstellt. Das Energielevel ist hoch und die beiden Saxophonisten scheinen sich gegenseitig anzuspornen, Terrasson zieht alle Register (und das sind viele) – und kriegt mit „So Sorry Please“ ein Feature im Trio, der Leader tänzelt mit Besen und spielt Fours. Ein sehr empfehlenswertes Album.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #166: First Visit: Live-Dokumente aus dem Archiv von ezz-thetics/Hat Hut Records - 14.10., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba