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JUJU
shorter, tyner, workman, jones, lion, van gelder (3.8.1964)
wenig blue note bisher in der liste, vor allem vermisse ich einiges aus der progressiven ecke (ca. 1962-67): mclean, hutcherson, young, hill, rivers, moncur, henderson, williams – fehlanzeige. es könnte daran liegen, dass sich die stimmen für einige dieser künstler gleichwertig auf mehrere alben verteilt haben, die alle erwähnenswert wären. aber das ist bei shorter eigentlich auch so – und trotzdem hat JUJU es in die liste geschafft. ausgerechnet, dachte ich zunächst, das coltrane-album von shorter, mit der coltrane-rhythm-section, den quartalakkorden, dem raum für elvin jones‘ rollende grooves, und der gleichbleibend hohen intensität im spiel shorters. manchmal höre ich das album wie eine einladung an coltrane zum quintett. zumindest hätte ich ihn gerne mal diese shorter-kompositionen spielen hören.
ist das also ein album vor der selbstfindung? für die hancock zentral war, denke ich, und später joe chambers. und überhaupt die mitgliedschaft im quintett von miles davis, denn die wurde erst nach diesem album möglich. ich glaube aber, dass man das trotzdem nicht so sagen kann, und dass meine unverträglichkeit mit JUJU an manchen tagen vor allem mit dem blechernen sound meiner cd-ausgabe zu tun hat, die sich mit shorters ton nicht gut verträgt. alle kompositionen sind natürlich grandios, shorters latenter surrealismus („juju“ meint ja ein ritual der verhexung) kommt in stücken wie „mahjong“ und „house of jade“ gut zum vorschein. interessant, wie er den coltraneismen dann doch immer noch einen twist versetzt, der tyner ständig daran hindert, ins hymnische spiel zu kommen (das klappt am ehesten im vergleichsweise simplen „yes and no“), was dem aber gar nichts auszumachen scheint. und schließlich der saxofon-ton, wie blechern auch immer er sich überträgt – blumenthal schreibt von einer mischung aus kühnheit und verletzlichkeit, er scheint manchmal fast wund, aber sich in den hintergrund zu verziehen, kam hier nicht infrage. wenn sich shorter schon ein coltraneprogramm schreibt, dann wird er gewusst haben, was das mit ihm selbst zu tun hat. die verhexung tritt also am ende doch wieder ein – und ich gehe jetzt endlich mal eine vernünftige ausgabe shoppen.
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