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MONK’S MUSIC
monk, copeland, gryce, hawkins, coltrane, ware, blakey, keepnews, higgins, fowler (25./26.6.1957)
hier gibt es eigentlich zwei verschiedene alben und – aber das geht höchstens als kalauer durch – auch zwei verschiedene monks (thelonious und william henry, 1823-1889): gleichzeitig aufgenommen, mit unterschiedlichen mikrofon-sets, eine stereo- und eine mono-aufnahme. und natürlich gibt es auch zwei tenorsaxofon-stars, hawkins und coltrane. das eine angebot, was diese verdopplungen machen, ist das der skurrilität: kirchenhymnen, tonexperimente, musiker-battles und der leader im roten wägelchen (mir kann nach wie vor niemand erzählen, dass das ein schnappschuss gewesen sein soll). das angebot, das mir mehr spaß dabei macht, ist, hier über eingeübte spontaneität nachzudenken. das ist ja eine jamsession, und in der stereoversion hört man monk coltrane von links nach rechts zum solo kommandieren, es gibt diesen tollen störmoment der rhythm section, der hawkins beim solo über „well you needn’t“ aus dem konzept bringt, das schlagzeugsolo, das – auch in der stereoversion zu hören – das studio beinahe zerlegt. man hört auch, wann und wie monk begleitet: mit coltrane ist ein faszinierendes pingpong-spiel, bei gryce und copeland hört er einfach damit auf, damit sie nicht gestört werden. für mich ist das ein heißkaltes album, ein solo-revue über verkantetem material („crepuscule with nellie“ finde ich immer noch für jede formation, die nicht über piano solo oder allenfalls modernes klaviertrio angeht, ungeeignet), mit kompositionen, die mich sonst wirklich nerven („well, you needn’t“ und „epistrophy“), hier aber nicht, und einer lieblings-monk-komposition („ruby my dear“), die hier ihre allerschönste interpretation erfährt. ich finde es erstaunlich, wie sehr sich hawkins in monk-material versenken kann, anderes beispiel wäre „blue monk“ auf dem abbey-lincoln-album, das sind zwei der schönsten soli, die ich von ihm kenne. aber die skurrilitäts-erzählung geht ja anders, und so ganz ungerecht ist die auch nicht, denn es bleibt ja z.b. das rätsel, warum da am anfang die kirchenhymne steht, von und für menschen auf dem totenbett geschrieben.
[transparenz-hinweis: ich habe das stereo-album gehört und „crepuscule with nellie“ in der mono-version gestreamt.]
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