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vorgartenwas zur hauntologie und zum signifying passt, ist, dass die musikerin und konzeptualistin hier nicht die geschichte der afrikaner in amerika aufblättert, sondern aus recherchierten geschichten und ungehörten stimmen schicksale und gleichzeitig potenziale alternativer (vergangener) zukünfte entwirft. wenn schon bestimmten menschen in der geschichte der subjektstatus aberkannt wird und ihre geschichten deshalb nicht überliefert wurden, kann man daraus auch alles unmögliche und undenkbare spekulieren. aber ein historisches vorbild gibt es in kapitel eins (wie auch in den folgenden vier, bisher, geplant sind ja zwölf) dann doch, marie thérèse coincoin, die 1778 aus der sklaverei befreit wurde und eine schwarze gemeinschaft in louisiana aufbaute. musikalisch passt das patchwork zur kritik identitärer konzepte – vielstimmigkeit statt reduzierende opfergeschichte
Finde den Text auch sehr schön, spannend ist ja, dass CoinCoin selbst Sklaven in beträchtlichem Umfang besaß (der genaue Umfang ist nicht klar), was in colonial Louisiana wohl nicht unüblich war. Die Regeln der Sklaverei waren kurz vor dem Bürgerkrieg sehr strikt (und Freilassung kaum noch möglich), aber gegen Ende des 18. Jahrhunderts konnte die Sklaverei noch erstaunlich durchlässig sein, ganz besonders natürlich in Louisiana, wo es eine große Tradition der Gemeinschaften freier Schwarzer gab, von denen einige sehr wohlhabend waren. In anderen Südstaaten wie Alabama oder South Carolina wäre eine solche Geschichte nicht denkbar gewesen. Passt also auch zur Vielstimmigkeit der Geschichte.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.