Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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latho
No pretty face

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Ha, endlich mal eine Platte, die ich schon kenne!

vorgarten48
COIN COIN CHAPTER ONE – GENS DU COULEUR LIBRES roberts, jain, ryshpan, caloia, epps, lipson, bazil, sharp, hratchian, dion, zubot, davidson, gamble, amar, fortune, payant, roberts, moumneh (7/2010)
[…]
musikalisch passt das patchwork zur kritik identitärer konzepte – vielstimmigkeit statt reduzierende opfergeschichte, auch die sounds und die töne spekulieren. das ist gleichzeitig ambitioniert zusammengestrickt und gleichzeitig völlig offen, macht viele angebote, man kann erschaudern, finger schnippen, nur über musik oder auch nur über botschaften nachdenken. der schrei geht durchs instrument und wird technisch, die subjektive vorstellung wird mit 30 menschen im studio zu einer kollektiven séance. die geister unterbrechen die gegenwart, fügen ihr brüche und verstauchungen zu. singende sägen und splitternde knochen, folter und freie wahl des geschicks. am ende heißt es „celebrate life“, auch wenn dafür vorher ein preis genannt wurde. how much would you cost?

Treffend beschrieben: Wenn man als wie ich eher Jazz-Unbewanderter an so eine Platte herangehe, vor denen Leute mit „Achtung, Free Jazz!“ gewarnt haben, dann erwartet man alles andere als leichtes Material. Und das ist die Platte auch nicht, aber ein unerwartet unterhaltsamer Sack Weihnachtsgeschenke, ein, angesichts des Themas wohl eher düsterer, Karnevalswagen, ein Aufblitzen und wieder Verlöschen von Unmengen Ideen, alle geeint durch Weihnachtsmann, Funkenmariechen und Daniel Düsentrieb Matana Roberts, die Verpackungen, Kamellen und, ich nenne es mal Vorschläge, im Raum verteilt. Man ist zunächst etwas verwirrt, ja überfordert, erkennt dann aber, auch abseits vom durchaus stringentem Text-Thema, die einenden Elemente, die Form und wenn es nur das ist, dass die Platte eben dieser Sack Flöhe ist. Höre ich sicher nicht dauernd, aber immer gerne wieder. Und entdecken kann man immer noch etwas. Vielleicht war es ja diese lebendige Melange, die die nachfolgenden Alben mauer (aber nicht mau) aussehen ließ?

zuletzt geändert von latho

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.