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Zum Buch „Talking the Groove“ von Chris Searle hat Jazz in Britain letztes Jahr auch eine Doppel-CD mit unveröffentlichten Aufnahmen zusammengestellt. Chris McGregor ist auf der ersten CD mit mehr als einer halben Stunde Musik vertreten. BBC-Sessions bis auf die schönste Rarität hier, die von einem Konzert im Ronnie Scott’s stammt:
Chris McGregor Group – BBC Jazz Scene, 13 August 1967
Mongezi Feza – trumpet; Dudu Pukwana – alto saxophone; Ronnie Beer – tenor saxophone; Chris McGregor – piano; Dave Holland – bass; Laurence Allan – drums
3. Sabendye Baye (McGregor) 0:35Chris McGregor Group – Ronnie Scott’s, London, 31 December 1967
Mongezi Feza – trumpet; Pat Higgs – trumpet; Mick Collins – trumpet; Malcolm Griffiths – trombone; Chris Pyne – trombone; Jimmy Phillips – soprano saxophone; Dudu Pukwana – alto saxophone; Mike Osborne – alto saxophone; Ronnie Beer – tenor saxophone – John Surman – baritone saxophone; Chris McGregor – piano; Dave Holland – bass; Alan Jackson – drums
4. New Year Carnival (McGregor) 10:39Chris McGregor Sextet – BBC Radio 3, 25 September 1968
Mongezi Feza – trumpet; Dudu Pukwana – alto sax; Ronnie Beer – tenor sax; Chris McGregor – piano; Dave Holland – bass; Louis Moholo – drums
5. Sun Song (McGregor) 7:45Brotherhood Of Breath – BBC Jazz In Britain, 2 November 1970
Harry Beckett – trumpet, flugelhorn; Mongezi Feza – bamboo flute; Mark Charig – cornet; Malcolm Griffiths, Nick Evans – trombones; Dudu Pukwana – alto sax; Mike Osborne – alto sax, clarinet; Alan Skidmore – tenor, soprano sax; Ronnie Beer – bamboo flute; Chris McGregor – ballaphon; Harry Miller – bass; Louis Moholo – drums
6. Night Poem (McGregor) 16:24
„Sabendye Baye“ ist nur ein Intro zu dem Segment – aber vom Line-Up her interessant: die Blue Notes mit Dave Holland und Laurie Allen statt Dyani und Moholo. Holland ist dann auch beim längeren folgenden Blue Notes Track dabei, „Sun Song“ – aber mit Moholo. Beide Male ist Ronnie Beer mit dabei. Doch davor kriegen wir eine grosse Band von Silvester 1967 aus dem Ronnie Scott’s mit einem fabelhaften Groove in „New Year Carnival“. Neben Feza, Pukwana und Beer sind u.a. auch Osborne und Surman dabei – und Holland sowie Drummer Alan Jackson. Und das ist tatsächlich eine Aufnahme von McGregors dritter Big Band, die nur ganz kurze Zeit bestand hatte (vgl. dazu der Post hier). Pukwana, Feza und Beer sind wohl die Solisten, Feza leider etwas zu weit vom Mikrophon weg – sicher bin ich mir aber nicht, das erste Sax klingt so tief, dass es auch fast ein Tenorsax sein könnte.
Das Sextett von 1968 ist dann wieder eine Variante der Blue Notes, wie gesagt immer noch mit Beer und wieder mit Holland am Bass, aber dieses Mal sitzt Moholo am Schlagzeug, und bei allem Respekt: er kickt die Musik einfach nochmal ganz anders als Jackson oder Allen. Auch wenn McGregor und hier völlig frei unterwegs ist, die Bläser atonale Linie aufeinanderschichten: Moholo groovt wie der Teufel. Das McGregor-Segment endet dann mit dem langen „Night Poem“ von der Brotherhood of Breath, aufgenommen im Herbst 1970. Feza, Beckett, Charig, Evans, Griffiths, Pukwana, Osborne, Skidmore, Beer, McGregor, Miller und Moholo – das klassische und am Ende wohl beste Line-Up der BoB. Los geht es mit Bambusflöten (Feza und Beer) und Percussion, eine Trompete schält sich heraus (Beckett?), Arco-Bass, im Hintergrund eine Posaune oder zwei – eine ähnliche Entwicklung wie auf der B-Seite des ersten Albums der Band, das ganz dem „Night Poem“ gehörte. Miller macht hier vielleicht etwas mehr Druck, schon nach ein paar Minuten spielt er pizzicato und macht immer wieder Anstalten, in einen Groove zu fallen. McGregor an seinem afrikanischen Xylophon ist auch hier zu hören – hinten den Soli der Bläser, die oft im Dialog oder über dichte Riffs stattfinden. Eine Stimme schält sich heraus, übernimmt für einen Moment den Lead und versinkt dann wieder im Klanggetümmel. Von Moholo hört man hier leider nur die lautesten Akzente, den Groove trägt aber auch Millers Bass ganz gut. Der Sound ist allgemein recht dumpf auf diesen vier McGregor-Tracks (sie stammen vom „Colin Drury reel tape archive“, wie auf der Hülle der Doppel-CD steht).
Dennoch eine schöne Ergänzung zur alles in allem trotz aller Bemühungen (von Ogun, Fledg’ling, Cuneiform) kleinen Diskographie von McGregor und der Brotherhood. Mein Highlight ist das Stück aus dem Ronnie Scott’s, das sich zwischen der zweiten („Jazz – The African Sound“) und vierten (die Brotherhood of Breath) Big Band McGregors sehr fein einfügt. Und davon, sehe ich gerade, gibt es noch mehr – Carpe diem!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba