Antwort auf: Ich war bei …

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pheebee
den ganzen Tag unter Wasser und Spaß dabei

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BRIGHT EYES: Fabrik Hamburg, 28.06.25
(Support: William the Conqueror, Corwall/ENG)

Eigentlich wären die Bright Eyes schon letzten Herbst fällig gewesen, als sie ursprünglich für das Rolling Stone Beach Festival gebucht gewesen waren. Leider musste die Tournee abgesagt werden, weil Connor Oberst zuerst die Stimme aufgrund von Überbelastung weggelieben war und dann noch andere gesundheitliche Probleme zusätzlich auftraten.

Zunächst zum Support:
Schön, mal wieder eine so sympatische, bescheidene und gute Vorband erleben zu dürfen, die ihrem Zweck, nämlich die Vorfreude auf den Hauptact zu steigern, voll gerecht wurden. Das Trio aus Südengland gab sich bodenständing und zudem sehr aufmerksam. Als Irgendjemand vor der Bühne wohl ein Problem hatte, unterbrachen sie ihr Set und halfen damit, dass man sich um die Person in Ruhe kümmern konnte. Bei 26-28 Grad Außentemperatur kann man sich vorstellen, wie die Luft da vorne nahe an der Bühne gewesen sein muss [1]. Nach eine Weile fragten sie dann, ob es okay wäre, wenn sie jetzt weiterspielen. Als das Okay dann kam, machten sie weiter. Sehr nette Leute. Und die Musik war auch gut.
[1] ich hatte mich dieses Mal auch etwas weiter hinten in Höhe der Mischpulte aufgehalten, denn außer der Hitze im Raum kam noch hinzu, dass die Fabrik pickepacke voll war und selbst der obere Rang geöffnet war.

Setlist:

1. Shots Fired From Heaven
2. Pedestals
3. Sheepskin Sleeve
(kurze Unterbrechung wegen eines Vorfalls vor der Bühne)
4. The Bruises
5. Jesus Died a Young Man
6. Move On
7. Quiet Life
8. Somebody Else

Die kurze Unterbechung zuvor führte natürlich zu einer leichten Überziehung.
Dennoch stand das neue Set-up innerhalb von 20 Minuten und die Bright Eyes betraten tatsächlich schon kurz vor 21 Uhr die Bühne.

Was folgte, war ein 105-Minuten-Set inkl. Zugabe, das mich vollkommen überzeugen konnte. Connor war sofort „on fire“. Offensiuchtlich gut gelaunt und eingespielt, wurden die Bright Eyes zum Ereignis. Von den Krankheitsproblemen zuvor war bei Connor Oberst nichts zu sehen. Anfangs nur kurze Begrüßungsworte von sich gebend, ging es Schlag aus Schlag bzw. Song auf Song ohne nennenswerte Unterbrechungen. Seine Band schien ebenso motiviert. Großartig besetzt mit je einem Organisten und Bläser, die leider aufgrund der Bedingungen der Fabrik ganz weit außen (von Pfeilern verdeckt) kaum sichtbar waren, ebenso alles gaben wie der Gitarrist, Bassist und Drummer. Und Connor Oberst vorne weg, der entweder mit Akustik-Gitarre oder E-Gitarre auf der Bühne unterwegs war – oder er sang ganz ohne Instrument und fing an auf der Bühne herumzuspringen wie ein Wilder. Die Stimme verlor er dabei nie.

Erst als er nach einiger Zeit zum Klavier wechselte, wurde ein wenig das Tempo rausgenommen. Ich möchte hier nochmal an die Temperatur erinnern, die wir an diesem Abend hatten. Später folgte zuerst noch ein Gruß an die Supportband und zum Ende der Dank ans Publikum. „It’s beautiful to be here“ sagte er mit Blick auf sein eigenes Land und er würde auch nicht mehr verstehen, was da in seiner Heimat zur Zeit passiert („What has happened to our great experiment?“). Während der Zugabe äußerte er noch ein paar kritische Gedanken zum Kriegsgeschehen in Osteuropa und im Mittleren Osten, aber es war schwer zu verstehen, weil er die ganze Zeit dabei ein Handtuch über dem klatschnassen Kopf trug.

Die Band schien Spaß zu haben, Connor schien Spaß zu haben und das Publikum auch. Viele hochrote Gesichter drängten anschließend sehr zügig Richtung Ausgang. Draußen war es naß, denn es hatte zwischendurch geregnet.

Ich kann nur sagen: Bright Eyes? In dieser Verfassung gerne immer wieder.

Setlist:

Intro (Tape): Put On a Happy Face (Dick Van Dyke song)
01. Bells and Whistles
02. El Capitan
03. Four Winds
04. Gold Mine Gutted (Companion version)
05. We Are Nowhere and It’s Now
06. Bas Jan Ader (dedicated to supporting act William The Conqueror)
07. First Day of My Life
08. Mariana Trench
09. Loose Leaves
10. Persona non grata
11. Method Acting
12. Soul Singer in a Session Band
13. Take It Easy (Love Nothing)
14. Poison Oak
15. Real Feel 105°
16. Shell Games (preceded by band introductions)
17. Tiny Suicides
18. Rainbow Overpass
19. At the Bottom of Everything

Encore:
20. Land Locked Blues
21. The Calendar Hung Itself…
22. One for You, One for Me
Outro (Tape): Unbelievable (EMF song)

kleine Impressionen:

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Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better. Samuel Beckett - 'Cos music is for listening and not to stored away in a bloody cupboard.