Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

#12499453  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

Beiträge: 5,160

redbeansandrice

vorgarten

friedrich Die lustigen Prahlereien aus dem Hip Hop kenne ich als jemand, der in den 80er musikalisch sozialisiert wurde, natürlich – und wenn es nur darum ging, die tollsten Sneaker oder den dicksten Ghettoblaster zu haben. Ich fürchte, irgendwann wurde aus diesem Spiel aber Ernst und man ging statt mit Reimen tatsächlich mit der Knarre gegenseitig aufeinander los.

das habe ich immer anders verstanden: vorher ging man mit waffen aufeinander los, dann erfand man dieses spiel. und es ging dann auch nicht um sneaker und ghettoblaster, sondern darum, dass die gereimten beleidigungen dazu führen, dass einer heult – d.h. das spiel des uneigentlichen nicht weiterspielen kann.

Und noch davor hatten Leute wie Sonny Stitt diese Saxophonbattles…

Wenn einer heult, ist der Spaß ja auch vorbei!

Ich bin weder Kulturwissenschaftler noch ausgesprochener Hip Hopper und habe neben Run DMC (mit „My Adidas“) und LL Cool J (mit dem tollen Cover, das ausschließlich einen Ghettoblaster in Großaufnahme zeigt) nur wenige Hip Hop-Alben im Regal stehen. Bin also kein Experte. Mir kommt es manchmal so vor, als ob es bei diesen Prahlereien und Beleidigungen zwischen Spiel und Ernst, der Pose und dem wahren Gesicht hinter der Maske einen ganz schmalen Grat gibt und beides auch mal hin und her pendeln oder miteinander verschwimmen kann. Die oft gewalttätigen Fehden in dieser Szene mit Todesopfern durch Schießereien finde ich bezeichnend. Dagegen waren Saxophonbattles bis einer aufgibt doch nur sowas wie harmlose Raufereien auf dem Schulhof!

Ergänzung: Um wieder zum ursprünglichen Thema zurückzukommen: Was Oscar Brown Jr. und Hip Hop gemein haben, vielleicht sogar über Umwege verbindet, ist der Wortwitz, der Stolz und das Selbstbewusstsein, mit denen das vorgetragen wird.

zuletzt geändert von friedrich

--

“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)