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vorgarten
friedrich
Oscar Brown war Bühnenautor, disc jockey, Songwriter, Sänger, versuchte sich sogar mal als Politiker und war vorübergehend Mitglied der Kommunistischen Partei.vor allem war er der sohn eines anwalts und pioniers der afroamerikansichen bürgerrechtsbewegung, weshalb ich mir seine vielen verschiedenen tätigkeiten immer so erkläre, dass er (als angehängter „junior“) seinen eigenen weg – oder eben viele andere wege – suchen musste, um als stimme ernstgenommen zu werden.
Ja, das hatte ich nicht erwähnt oder schlicht übersehen. Sein Vater wünschte sich wohl, dass er in dessen Fußstapfen tritt, Oscar Brown Jr. hat sich aber anders entschieden. Wobei sie beide offenbar auch gleiche oder ähnliche Anliegen hatten
friedrich Das Konzept des signifying verstehe ich aber nicht.
da du dich nicht auf meinen text beziehst, weiß ich jetzt nicht, ob du auf meine behauptung anspielst oder auf browns „signifyin monkey“ auf SIN & SOUL direkt? ich verstehe das signifizieren im afroamerikansichen kontext immer als uneigentliches sprechen, um sich aus den rassistischen identitätszuschreibungen zu lösen. (…) also tauchen da dann kulturpraxen auf, die vom repräsentieren einer identität an sich erstmal weg gehen. zum beispiel, in dem man die identitätszuschreibungen von außen „nachäfft“. oder in dem man verschiedene rollen aufruft, wie brown jr. auf dem album. diederichsen nennt da immer die rap-battles der schwarzen gangs in den 70ern, die anstatt mit messern aufeinander loszugehen, sich verbal – in reimen! – bekämpfen.(…) sich als schwarzer US-amerikanischer künstler für einen song lang die sprechrolle eines sklavenauktionators anzueignen, ist da sicherlich ein besonders krasses beispiel.
Ich las den Begriff signifying und wusste nicht, was damit gemeint ist. Ich habe dann signifying im Netz recherchiert, aber die meist englischsprachigen Erklärungen blieben mir etwas rätselhaft. Aber signifying selbst ist für Außenstehende wohl rätselhaft, weil man oft die Bedeutung hinter der Bedeutung nicht verstehen kann.
Die lustigen Prahlereien aus dem Hip Hop kenne ich als jemand, der in den 80er musikalisch sozialisiert wurde, natürlich – und wenn es nur darum ging, die tollsten Sneaker oder den dicksten Ghettoblaster zu haben. Ich fürchte, irgendwann wurde aus diesem Spiel aber Ernst und man ging statt mit Reimen tatsächlich mit der Knarre gegenseitig aufeinander los. Dem signifying monkey ergeht es bei Oscar Brown Jr. ja am Ende auch nicht gut.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)