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friedrich
Oscar Brown war Bühnenautor, disc jockey, Songwriter, Sänger, versuchte sich sogar mal als Politiker und war vorübergehend Mitglied der Kommunistischen Partei.
vor allem war er der sohn eines anwalts und pioniers der afroamerikansichen bürgerrechtsbewegung, weshalb ich mir seine vielen verschiedenen tätigkeiten immer so erkläre, dass er (als angehängter „junior“) seinen eigenen weg – oder eben viele andere wege – suchen musste, um als stimme ernstgenommen zu werden.
friedrich Das Konzept des signifying verstehe ich aber nicht.
da du dich nicht auf meinen text beziehst, weiß ich jetzt nicht, ob du auf meine behauptung anspielst oder auf browns „signifyin monkey“ auf SIN & SOUL direkt? ich verstehe das signifizieren im afroamerikansichen kontext immer als uneigentliches sprechen, um sich aus den rassistischen identitätszuschreibungen zu lösen. jede minderheit hat ja erstmal damit zu tun, dass die mehrheit ihnen scheinbar essenzielle weseneigenheiten (identät) zuschreibt (und dazu die macht hat, sie als „geteiltes“ wissen in die welt zu setzen) – und wenn man dann nur sagt: stimmt nicht, das bin ich nicht, dann stützt man diese konstruktion ja bereits und akzeptiert, dass es sie gibt. man kann aber aus der ohnmachtsposition auch nicht einfach andere identitäten entwickeln. also tauchen da dann kulturpraxen auf, die vom repräsentieren einer identität an sich erstmal weg gehen. zum beispiel, in dem man die identitätszuschreibungen von außen „nachäfft“. oder in dem man verschiedene rollen aufruft, wie brown jr. auf dem album. diederichsen nennt da immer die rap-battles der schwarzen gangs in den 70ern, die anstatt mit messern aufeinander loszugehen, sich verbal – in reimen! – bekämpfen. thomas meinecke hat das vor allem im techno herausgearbeitet: das flüssige verbinden von aussagen von anderen, um selbst gar nicht wirklich dingfest, fixierbar zu werden (die leute der underground resistance im detroit techno sind ja z.b. gar nicht als individuen aufgetreten, sind „unsichtbar“ geblieben). natürlich gehört auch das aneignen von schimpfwörtern dazu (n-wort, „queer“ etc.). sich als schwarzer US-amerikanischer künstler für einen song lang die sprechrolle eines sklavenauktionators anzueignen, ist da sicherlich ein besonders krasses beispiel.
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