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COUNTRY PREACHER
adderley, adderley, zawinul, booker, mccurdy, axelrod, hamel (oct 1969)
das adderley quintet macht community service, bietet lektionen im aufrechten gang an, unterstützt die kampagne für mehr schwarzes business in schwarzen nachbarschaften, lässt sich von jesse jackson, dem country preacher, anmoderieren. eine stolze verständigung über schwarze musik ist die idee, man kommt nochmal auf den blues zurück, eine kleine suite untersucht maurische und lateinamerikanische einflüsse, aber das highlight ist gleich der opener, die großartigste version von „walk tall“, das ich – thema impact – als sample bei a tribe called quest kennengelernt habe. da überholt roy mccurdy idris muhammad, bernard purdie und andere hippe kollegen von rechts, und über die gar nicht naheliegenden harmonien von zawinul könnte man musiktheoretisch lange nachdenken. überhaupt: diese schöne öffnung zu neuen sounds, zu elektrifiziertem soul, zu sopransax und schnarrenden fender rhodes, die diese band im klassischen quintettformat so mühelos hinbekommt, im wissen darum, dass kurz vorher BITCHES BREW aufgenommen wurden, ist auch ein ausweis in aufrechtem gang. from blues to brew.
das album an sich wirft trotzdem fragen auf. die kommunikation mit der community ist nicht so recht abbildbar, aktionen auf der bühne lösen reaktionen aus, die über die musik hinausgehen. die versammelten stücken haben etwas stark ausschnitthaftes, die situation scheint aufgelöst. man hört die statements, aber der kontext scheint nicht so wichtig, das fängt beim unbekannten aufnahmeort und aufnahmetag an. das, was da hörbar passiert, weckt (in mir) die sehnsucht nach konkretion: wer war da, um welche uhrzeit, was passierte vorher und nachher, wo war jesse jackson während des konzerts? dieses album so abzufeiern bedeutet ein bisschen, dass es einem egal ist, was über eine unscharfe idee von politischer party hinausginge. aber klar, es geht um ein dokument einer musik zu einer zeit, und als solches ist das toll genug.
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