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friedrich
Lanquidity wird etwas von dem Mythos überstrahlt, der sich um dieses Album rankt, finde ich. Ultra rare (Erstpressung geht für knapp € 2000 über den Tisch), unter obskuren Umständen entstanden und auf einem nicht weniger obskuren Label erschienen, erst Jahrzehnte später wiederveröffentlicht … Erwartet man das 70er Jazz-Funk Album, als das es manchmal bezeichnet wird (Rolling Stone: „Funk from outer space“), ist man jedenfalls erst mal irritiert, wenn man diese gedämpfte Zeitlupenmusik hört. Da rechnet man ja eher mit etwas im Stile von Herbie Hancocks Sextant. Lanquidity ist sicher ein gutes Album und auch etwas außergewöhnlch im Oeuvre von Sun Ra (aber was ist da nicht außergewöhnlich?), doch wenn ich sehe, dass Lanquidity eins von nur 2 Sun Ra-Alben in der RS-Liste ist, kann man über den Sinn dieser Wahl grübeln. Aber das ist müßig.
das weißt du vielleicht mehr über den mythos als ich, mir war LANQUIDITY zu einer zeit begegnet, als ich einfach alles von sun ra aufgesogen habe, ohne tipps oder hintergrundwissen, und es ist bis heute mein lieblingsalbum geblieben, das ich auch unbedingt für diese liste nominiert hätte. mit den teuren erstpressungen ist das ja bei sun ra eine spezielle sache, hier z.b hat man schnell irgendwas für den verkauf beim nächsten konzert gepresst, in minderwertiger qualität, davon gibt es heute nur noch wenige, deshalb überteuerte exemplare, aber wenn es einem um die musik geht, braucht man die nachpressung oder ein remaster, das mit ruhe und geld nochmal mehr aus den originalbändern herausholt als die schnellschüsse von damals.
weshalb mir – und vielleicht anderen auch – dieses album so gut gefällt, hat weniger mit den funk- oder elektronik-anteilen zu tun (da war sun ra ja immer schon sehr weit, hier beschränkt er sich ja fast ausschließlich auf ein 1978 nicht sonderlich spektakuläres e-piano, das er aber eigenwillig einsetzt), als mit der produktion, dem aufgeräumten klangbild, der album-haftigkeit (kein live-dokument, kein happening): irgenwie ist alles da, was das besondere, außerweltliche an seinem musikkonzept ausmacht, aber es kommt hier in der form einer traum-haften atmosphäre, mit etwas groove, ein paar hamonischen texturen und ehr schönen kurzen soli (von gilmore und allen hauptsächlich). alles nicht sehr spektakulär, aber am ende ein album wie kein anderes.
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