Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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The Pan-Afrikan Peoples Arkestra Conducted by Horace Tapscott – Live at I.U.C.C.11/25/1979 | Nummer 8 dauert fast zwei Stunden und bietet ein paar sehr lange, sehr groovy Tracks. Hier scheint das Line-Up wieder geklärt, dass Juana Nash (Trompete) und Juan Gray (vocals) allerdings die unbekannten Leute von Nummer 7 sind, würde ich vom ersten Eindruck eher nicht sagen … schwierig. Die Rhythmusgruppe ist wieder gross mit Linda Hill (ich glaube hier manchmal zwei Klaviere gleichzeitig zu hören, aber dann gibt es ja die Geschichte vom gemieteten Flügel? In der Kirche stand aber bestimmt noch ein eigenes Klavier?), Louis Spears am Cello, Roberto Miranda, David Bryant und Al Hines an Bässen und neben Billy Hintons Drums noch Mitchito Sanchez (timbales) und Virgil Figueroa (cga). Bläser gibt es hier nur eine handvoll und das macht die Musik vielleicht etwas weniger attraktiv, aber umso hypnotischer, weil sich die Grooves über viele Minuten (manche Stücke dauern eine halbe Stunde oder länger) einpendeln … Sabir Mateen und Dadisi Komolafe (neu) sind an den Tenorsaxophonen zu hören, Adele Sebastian an der Flöte und eben Juana Nash an der Trompete. Die grossen Solo-Flüge muss man hier eher nicht erwarten, dafür eben: irre tolle Grooves, die wie die Drum-Section erahnen lässt oft mit deutlichem Latin-Einschlag daherkommen. Das hat auch damit zu tun, dass hier Roberto Miranda als Komponist von gleich drei Stücken im Mittelpunkt steht. Dazu kommt noch Tapscotts „Carnival“, das längste aller Stücke, das an Calypsos aus dem Repertoire von Rollins erinnert, aber weniger in die Karibik als in den Süden von Südkalifornien guckt. Im Piano-Intro von „Dance of Blessing, Happiness and Praise“ kann man auch mal an Louis Moreau Gottschalk denken … und zu dem Stück schreibt Mark Weber in den Liner Notes, was Miranda geantwortet habe auf die Frage, ob das ein Tango sei: „He ruminated and said ‚It’s more of a son montuno, it’s a dance rhythm my father and his friends used to play when they were hanging out, you could dance the cha cha to it, or a slow rhumba.“ – Da ist also auch die deutliche Verwurzelung in den Traditionen der Diaspora … und vielleicht in diesem Stück (und andeutungsweise anderswo auch) eine spezifisch kalifornische Spielart von Nostalgie, wie sie wenig später Charlie Haden im Quartet West aufleben liess? (In diesem Stück gibt es allerdings dann auch ein Horn- oder vielleicht Posaunensolo … und da fehlt auch wieder ein Name auf dem Cover.)

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba