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LET MY CHILDREN HEAR MUSIC
mingus, hillyer, wilder, young, jones, moody, mcpherson, watkins, hanna, mccracken, richmond, macero, payne, tonkel (23.9.-18.11.1971)
die früheren verbeugungen vor ellington waren simpler ausgefallen. hier kommt ein programmatisches suitenwerk ohne programm und suitenbehauptung undezent als selbstverordnetes großmeisterwerk daher. sich so etwas zuzutrauen, hat sicherlich mit ellington zu tun, andererseits war fehlendes selbstbewusstsein bei mingus nie das problem. und auch nicht, dass er einlöst, was er sich selbst verordnet hat. wie schnell die klangfarben hier wechseln, wie viele elemente jeweils gleichzeitig im spiel sind, wie heiß das alles postproduktiv zusammengenäht ist, wie deutlich man manchmal das umblättern der noten hört (buchstäblich!), ist letztlich nebensächlich, wenn das alles so aus einem guß erscheint, dabei quasi mingusismen aus der gesamten karriere nochmal durchblättert werden (clowns, hobos, balladen, zuspielbänder, klavierimprovisationen, rezitation und attacke) und gleichzeitig die cabaret und die philharmonic card gezückt wird. ein abstand zu dieser anstrengung könnte sich z.b. daraus ergeben, dass die großen individualistischen querstimmen fehlen, und das aufgeblähte instrumentensätze vielleicht doch etwas vordergründig mit zugespielten flamenco-, walzer- und shufflerythmen bewegt oder eingefangen werden. und manches allzu reichhaltige hebt eben nicht mehr richtig ab.
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