Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

#12495445  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

Beiträge: 12,716

69

LADY SINGS THE BLUES

holiday, quinichette, shavers, scott, smith, edison, kelly, tucker, burrell, kessel, bell, callender, mcbrowne, hamilton, granz, ? (3.9.1854, 6.&7.6.1956)

„sunshine’s around me / but deep in my heart it’s cold as ice.“ zwischen diese beiden bilder passen keine sanften übergänge. noch weniger zwischen die „pastoral scenes of the gallant south“ und die „bulging eyes“ und den „twisted mouth“. das cover mit seinem farbverlauf zwischen heiß und kalt und die stimme mit ihrer gleichzeitigkeit von kaputtheit und leichtigkeit wollen eine andere geschichte erzählen. billie holiday, die großmeisterin der gegensätze und der heißkalt-ästhetik steigt mit einem von ganzen vier alben hoch ein in die rolling-stone-liste, alles kommt aus der spätphase. die stimme leistet keinen wrap-up, alles liegt hier noch roh und wund zutage. tony scott hat eine lockere jam-session darum gruppiert, die band verziert vorsichtig im hintergrund, nur charlie shavers darf, wenn es dramatisch wird, dramatisch und laut einleiten und ausdonnern, raum für soli gibt es nicht. in der zweiten session (von 1954, vier stücke am ende) sieht es etwas anders aus, die instrumente dürfen eine stufe zur sängerin hinaufsteigen und ein bisschen konziser riffen. die gegensätze zusammenbringen, das muss der star trotzdem allein. bemerkenswert viele weibliche beiträge im material, irene kitchings, irene higginbotham, ann ronell, und nicht zuletzt die beiträge von holiday selbst sprechen die gleiche sprache, no good man und good morning heartache. als album ein etwas monolithischer block, trademark songs, die auch mit der neuen verfassung der stimme schroff in der welt stehen. unerwartet zwischendrin aber dann die schunkelnde und entspannte version von „god bless the child“. gegensätze werden gesucht, nicht aufgelöst.

--