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VOLUNTEERED SLAVERY
kirk, mcghee, griffin, burton, martin, crosby, hopps, brown, roland kirk spirit choir, dorn, liftin, hamel (7.7.1968/ 22.&23.7.1969)
eine aufzählung von features (stritch, manzello, tenor saxophone, flöte, nasenflöte), in die sich das publikum einreihen darf, so die verlockung von roland kirk. das publikum, zwischen flöte und nasenflöte, reiht sich daraufhin mit ekstatischem jubel ein, verarbeitet den wow-effekt von kirks newport-auftritt, der von joel dorn nochmal durch studioaufnahmen verstärkt wird, die auf die gleiche pauke hauen. dadurch wird kirk, wie man heute so sagt, auf einem bestimmte art und weise „gerahmt“. nicht als jemand, der mit sounds jongliert, sondern als akrobat auf einer community party, zu der alle eingeladen sind. dass diese party viel mit kollektiv geteiltem ärger zu tun hat (man beachte den album- und opener-titel) fällt dabei irgendwie hinten rüber, explodierende nasenflöte vor ekstatischer band über schwarzer popmusik, irgendwie mingus auf anderen drogen, hält die waage zwischen politischem kommentar und verwandlung von newport in ein zirkuszelt. dorn hat damit vielleicht ebensoviel zu tun wie kirk selbst, denn auch dessen bescheiden anmoderierte coltrane-hommage kippt schnell in eine feuerschluckernummer und ich frage mich, ob sie auch balladen gespielt haben. das material ist nummernrevue, „i say a little prayer“ wird für den pianisten auf zwei, für den rest der band auf nur noch einen akkord heruntergebrochen, hinter dem sich explosionen zünden lassen, die bestimmt lauter waren als burt bacharachs verständlicher stoßseufzer. auf albumlänge bleibe ich davon ziemlich unberührt und höre das begeisterte publikum tatsächlich als weiteren spezialeffekt.
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