Antwort auf: Bob Dylan

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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Kann ich nur unterstreichen. Ich fand viele Szenen sehr bewegend und aussagekräftig. Die Szenen im Hospital mit Woody Guthrie beispielsweise. Die Darstellung von Pete Seeger insgesamt, über den ich eine längere Doku gesehen und einiges gelesen habe und der als Mensch offensichtlich so ausgleichend und anständig war wie im Film dargestellt.

Dann das unablässige Songwriting, während im Hintergrund die Welt zur Hölle zu fahren droht. Die Liebesbeziehungen, zu denen meine Kollegin meinte, dass sie Dylan nicht unbedingt sympathisch fand – weil er es eben auch nicht war! Und dann die ganzen Orte: Pete Seegers selbstgebaute Blockhütte in Upstate New York, das Café Wha?, Gerde’s Folk City, das Gaslight Café, Bleecker Street, Washington Square Park – einfach fantastisch. Und wer liebt es nicht, wenn Dylan diese Signalpfeife bei einem Straßenhändler kauft – das kann doch niemanden kaltlassen, der Dylans Musik mag.

Die größte Leistung des Films ist aber, dass er gerade keine Heldenverehrung betreibt: Dylan ist nicht das sympathische Genie, der Junge aus der kleinen Stadt, der der größte Songwriter der Popgeschichte wird (sorry Townes), sondern er ist unnahbar, abweisend, bösartig, untreu und ganz und gar eigenwillig. Wie leicht wäre es gewesen, das alles zu verkitschen, daraus ein Heldenepos zu machen, aber Mangold macht das, was er Achtung! auch im großartigen „Logan“-Film gemacht hat. Er zeigt einen Helden mitsamt Brüchen und Fehlern.

Was ich auch großartig fand (und das war ein bisschen so wie bei Jans R.E.M.-Tribute-Konzert). Es gab wirklich viel Musik und manchmal habe ich tatsächlich vergessen, dass da nicht Dylan singt. Das ist einfach eine unfassbare Leistung, denn eigentlich kann man gar nicht singen wie Dylan, außer man ist ein Schauspieler und Sänger der Extraklasse.

@gypsy: Ich lese gerade, du willst dir den Film irgendwann im Fernsehen ansehen. Eieieiei.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.