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THE INNER MOUNTING FLAME
mclaughlin, goodman, hammer, laird, cobham, mclaughlin, puluse (14.8.1971)
dieses album habe ich mit ca. 19 ziemlich intensiv gehört, danach quasi nie wieder. und wenn man denkt, sowas hätte anfang der 90er exotisch geklungen, der/die sei daran erinnert, dass massive attack auf ihrem debüt daraus sampeln. trip rock also, vom guru abgesegnetes testosteronbrett, am liebsten spielen alle unisono und verzerrt zur den einzelschlägen des schießbudenschlagzeugs. aber das trifft das album natürlich nur zu einem guten drittel vielleicht. es gibt ja sehr sanfte, akustische momente, die komplett ECM-tauglich sind. und dann sind die sounds so kompetent und variabel, dass immer etwas neues entsteht: das leichte zittern der geige im überblenden des verzerrten gitarrensounds; der wabernde leslie speaker, der bei jan hammber angeschlossen ist. wahwah-violine und ring-modulator-fender-rhodes. wie sich das im quasi gleichen frequenzbereich ausdifferenziert, ist sehr musikalisch – und es macht völlig klar, warum dieses orchester ohne trompeten, saxofone oder flöten arbeitet. das letzte drittel respekt muss man den kompositorischen einzelbausteinen erweisen, den time-strukturen, den dynamischen wechseln, dem übereinanderschichten zweier separat vorher vorgestellter teile. auch das scheint irgendwie aus der klassischen indischen musik zu kommen, zumindest verknüpft sich das gut mit eher kompliziertem rock. was mir fragen aufwirft, ist natürlich, wozu das alles führt, was das wirklich übers gnadenlose gegniedel, über penetratiosnrausch und schnellschuss hinausheben soll – von einer band fabriziert, in der die mitglieder schon 2 jahre später nicht mehr miteinander sprechen. hat der guru ihnen denn nichts beigebracht? aber mein postpubertäres gitarren-ich darf sowas mal ein paar monate gut gefunden haben, finde ich. und es gibt in diesem bereich soviel trostloses epigon*innentum, dass man hier sofort wertschätzen lernt, wie frisch das immer noch (naja, portionsweise) klingt.
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