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BLACK, BROWN AND BEIGE
ellington, jackson, anderson, terry, baker, nance, woodman, jackson, sanders, gonsalves, graham, carney, woode, woodyard, townsend, lowell (februar 1958)
am anfang ein synkopiert gespielter bass, am ende hängt die alles andere als runtergedimmte stimme von mahalia jackson im raum. die konzeptmusik dazwischen ist erfreulicherweise allem illustrativen und pittoresken enthoben, sie variiert stimmungen, einen song („come sunday“), einen zustand („work song“) und endet mit einem abgründigen psalm, bei dem die einzelnen stimmen auseinandergehen. sehr beeindruckend, wie eine grundidee (der stumpf getrommelte groove des arbeitslieds) sofort angefunkelt und komplex wird, ohrwurmthemen, einander anflirtende klangschichten, minimal umspielende einzelstimmen (eine violine, ein baritonsax) bleiben noch ein bisschen in der stimmung. aus dem programmatischen zugang ist vielleicht nur die growlende trompete übriggeblieben, die eine aufgewühlte menschliche stimme übersetzt.
und jetzt ist ja „come sunday“ ohnehin einer der schönsten jazzsongs, die es gibt, aber wie hier, instrumental vorbereitet, plötzlich die stimme von mahalia jackson anwesend ist, die ich wirklich noch nie mit jazzbegleitung gehört habe, ist atemberaubend. volle acht minuten breitet sie den song aus, reduziert unterstützend, aber trotzdem kommen da akkordfolgen, die ihre stimme völlig neu beleuchten, erst singt, dann summt sie, (im psalm macht sie etwas, wofür ich kein wort habe). und dann darf ray nance das nochmal reflektieren. natürlich konnte man jackson keine songs of unrequited love vorsetzen, auch keinen blues im engeren, weltlichen sinne, aber ein jazzalbum, um ihre spritualität herum geschrieben, wäre ein großartiges projekt für ellington gewesen, glaube ich. aber ich bin dankbar für das, was es gibt – und dafür, dass sie sich darauf eingelassen hat.
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