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DANCING IN YOUR HEAD
coleman, nix, ellerbee, tacuma, shannon jackson, palmer, master musicians of jajouka, jordan/burford, maimay/ goldstein (januar 1973/ 28.12.1975)
ein thema aus 8 tönen, die eigentlich 2×4 in 2 akkorden sind, nicht nur repetitiv, sondern immer wieder energie tankend und wieder verlierend, sich selbst verzehrend, eine quasi ouruborotische melodie. es gibt auch einen b- und einen c-teil, die genauso funktionieren, aber sie fallen kaum auf, weil man nach 4 takten bereits in hypnose ist. wirklich sehr schwer, zu beschreiben, was da passiert, „dancing in your head“ ist ein super titel dafür, auf diese musik springt ein völlig anderer teil des gehirns an als bei anderen. das tänzerische ist nicht zu bestreiten, dafür werden auch funk-angebote gemacht, aber gleichzeitig geht alles permament in distanz zur funktionalität, und jeder tanz ist auch ein stolpern, ein kontrollverlust. die funkgitarren spielen völlig offene akkorde, und die drums (es sind zwei oder eins mit overdubs, das rätsel hat bisher noch niemand gelöst, es scheint auch niemanden zu interessieren, vielleicht spielt auch nur der geist von denardo hier mit, der einiges davon 8-jährig ingang gesetzt hat) agieren zwar polyrythmisch, aber auch arythmisch (in distanz zum rythmus). spektakulär bewegt sich die saxofonstimme darin, eine idee jagt die andere, verschlingt sich selbst. das stück fängt nach ende einfach wieder an. und dann gibt es noch ein spiegelbild mit multiplizierten drums und multipliziertem blasinstrument mit (angeblich) william burroughs als zuhörer. und da geht ornette coleman dann einfach verloren. wie frei muss man sein, um seine gutausgebildeten musiker dazu zu bringen, so zu spielen? und wie frei kann man auch darauf wieder verzichten, denn es gibt das titelstück ja auch woanders mit drum machine, und er spielt genauso inspiriert dazu? man dreht sich mit und durch. ein wahnsinn.
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