Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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vorgarten

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FAR EAST SUITE
ellington, anderson, williams, ellington, jones, brown, cooper, connors, hamilton, hodges, procope, gonsalves, carney, lamb, jones, strayhorn, mckuen, begley (19.-21.1966)

das hier kommt von draußen rein und wird im studio noch mal neu geordnet. beide können nichts dafür, aber es liegt in der logik solcher listen, dass man nach mingus (mingus mingus mingus mingus) direkt die heimgekehrte karawane der ellingtonband hört und plötzlich was scharf stellt, was nur mittelbar miteinander zu tun hat. wenn man musik vom bass aus denkt, muss wohl alles nach vorne. wenn man ellington ist, denkt man multiperspektivisch: wie sieht die klarinette aufs geschehen? wie stellt sich das gebilde vom inneren eines ride-beckens dar? haben wir zeit, an der oase halt zu machen? schau, der sonnenaufgang! blaue gewürze auf der zunge, blaue vögel am himmel. der gepiercte sound der wut spiegelt sich im nicht weniger politischen beharren auf eleganz. aber niemand bei ellington spielt mit dicker hose, das fällt auf. der drive ist ein abfallprodukt der großen einladenden geste, komm und beweg dich mit! nicht in your face, sondern: ich hak dich unter. better get hit in your hips. ellington wird 1966 die hommagen von mingus wahrgenommen haben, und der bass, der den fernen osten gesehen hat, ist auch nicht ohne. und booker ervin war bestimmt mit paul gonsalves mal einen sake trinken. aber aus dieser wunderlampe kommt heute ein anderer rauch.

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