Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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vorgarten

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gypsy-tail-windMein Weg ging hier tatsächlich über die blonden Jünglinge und die scheue Stimme, was mich auch wirklich nie an einen Hünen glauben liess … der Punkt zu Peacock ist natürlich auch scharf beobachtet. Aber gell, damals fanden die Leute ja auch Ornette Colemans so melodische, oft sangliche Musik unzugänglich und schräg bzw. falsch … wandelnde Hörgewohnheiten und Erwartungen vermutlich.

wäre ich damals mit „summertime“ aus copenhagen bei ayler eingestiegen, hätte ich mich sofort verliebt. aber ich bin den empfehlungen gefolgt, mir im jazz erstmal die alben anzuschaffen, auf denen angeblich was revolutionäres passieren sollte. bei coleman war das dann natürlich FREE JAZZ, vermutlich das coleman-album, das ich heute am seltensten höre. diese sanften ausstiege aus den formen, die man kennt, sind eigentlich viel bessere einstiege, und da passiert ja nichts weniger revolutionäres. aber da natürlich die alben „that shook the world“ hier alle wieder auftauchen, ist es spannend, sie mal wiederzuhören.

gypsy-tail-windDie Gedanken zu Toussaint kann ich alle nachvollziehen. Bei mir lief das Album vor Jahren eine Weile recht häufig, aber den „besondere Funken“ hab ich auch in der Zeit nie gefunden. Allerdings sprach mich das auch durchaus irgendwie an, ich empfinde die Stimmung auch als eine Art Müdigkeit … die vielleicht das unangenehm Nationalistische das ist ja schon eine etwas bricht? Das mit dem Nationalistischen sah ich noch nie, aber auch das finde ich nachvollziehbar – das Album ist ja schon auch eine Art exquisites Objekt fürs Museum, irgendwie die Rokoko-Version von New Orleans-Musik – darüber können auch Ribot oder Byron nicht hinwegtäuschen.

müdigkeit…interessanter gedanke. das nationalistische ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt (war ja auch als frage formuliert), es gibt in den USA eher dieses retro-ding, die feier des guten alten zeugs, was aber ja nie darüber hinwegtäuscht, dass dieses zeug total hybrid und vielgestaltig ist. das hört man auch bei toussaint, und da geht es auch voll in ordnung, dass ribot und byron dazu eingeladen werden. ich finde das alles total sympathisch, aber, eben, ziemlich brav.

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