Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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vorgarten

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MEMPHIS UNDERGROUND
mann, young, emmons, wood, chrisman, cogbill, leech, ayers, coryell, sharrock, vitous, dowd, dowd (4/1969)

„underground“ ist hier nicht unbedingt die musik anzusiedeln, vielleicht ist das eher eine anspielung auf den underground railway, bei dem der mississippi eine wichtige rolle spielte. ein jahr vor den aufnahmen war martin luther king in memphis ermordet worden, die „battle hymn of the republic“, den closer dieses albums, zitierte er noch am vorabend seines todes. herbie manns undergroud-verbindungen zwischen memphis und new york (er brachte sharrock, coryell, ayers mit) erzählen somit eine weiße solidarität mit der schwarzen bürgerrechtsbewegung, er wagt sich an soul-coverversionen heran und macht daraus 1-akkord-trips, in denen sonny sharrock in irrlichternde cluster ausbrechen darf, während die hausband des american sound studio vor sich hin groovt. sehr schön ist, wie er sich selbst darin bewegt, engagiert, fast übersprudelnd, über sich hinauswachsend. und wären überhaupt die soli nicht so gut, hätte man nur ein eigenartiges album mit instrumentalversionen von groove-hits der zeit. creed taylor ist damals sofort auf den underground railway aufgesprungen, er wollte stanley turrentine mit der gleichen rhythm section, und als das nicht klappt, kam er sofort auf flöte (hubert laws, CRYING SONG). die müde nachahmung war mir nicht bewusst. aber vielleicht war MEMPHIS UNDERGOUND in seiner zeit so frisch und überzeugend, dass man gar nicht anders konnte.

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