Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

#12488215  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

Beiträge: 5,160

vorgarten

friedrichUnd haben die Mottenkugeln einen doppelten Boden, den ich nicht sehe?

eine der wirkmächtigsten metaphern für schwule sexualität, die geheim gehalten wird, ist das sogenannte „closet“. das auch hier bekannte coming-out ist z.b. eigentlich eine verkürzung von „coming out of the closet“. wenn porter also darüber spekuliert, was motten wildes in den mänteln (im kleiderschrank) treiben, und wozu es da überhaupt mottenkugeln braucht, war für ihn und seine eingeweihten freunde völlig klar, was damit gemeint ist, ganz abgesehen von den „balls“.

Die „balls“ konnte ich mir schon denken, die doppelte Bedeutung von „closet“ kenne ich (meint wörtlich den in den USA typischen Wandschrank, in dem man alles mögliche verstecken kann und wo sich in Kinderzimmern auch nachts die Monster verstecken), aber ich habe das alles nicht mit den „moths“ und den „rugs“ (genau genommen: Teppich, aber spielt keine Rolle) in Verbindung gebracht. Bin dafür halt zu wenig englischer Muttersprachler und zu viel hetero. ;-)

Interessante kulturwissenschaftliche Gedanken! Womit man aber auch an dem Punkt ist, wo selbst Menschen in meiner Umgebung nur noch mit den Augen rollen und genervt sagen: „Aber ich will doch einfach nur Musik hören!“ Aber das können sie ja auch machen.

--

„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)